Zuzahlgeschäft Elektromobilität
Die Hybridwelle wächst. Doch nur langsam kommen die Europäer auf den Geschmack der automobilen Elektrotechnik. Bei aller Euphorie, die die Hersteller verbreiten, ist der Elektromobil-Hype mit immensen Kosten verbunden. Das bedeutet: Bis Hybriden und Stromer auch Gewinn abwerfen, dürften noch Jahre vergehen.
Eine neue Technologie auf den Markt zu bringen, kostet Geld - gegebenenfalls Milliarden. Neben den Mehrausgaben, die bei der Entwicklung eines Elektromobils anfallen und den teuren Materialien, wie etwa den Akkus, belastet vor allem die Produktion die Bilanz. BMW hat für seine beiden i-Modelle neue kostspielige Fertigungsanlagen installiert. Ganz zu schweigen von dem Aufwand, der bei der Carbon-Herstellung nötig ist. Dazu kommt, dass das Lancieren einer neuen Marke seinen Preis hat. Insgesamt sollen bisher rund sechs Milliarden Euro in die Entwicklung von i3 und i8 geflossen sein. Damit sich diese Investitionen amortisieren, müssen auch die Verkäufe stimmen. "Es ist völlig normal, dass bei neuen Produkten zunächst eine geringere Marge herausspringt, bis die Stückzahlen hoch genug sind. Das gilt besonders für komplett neue Technologien wie Elektroautos", erklärt Dr. Thomas Schlick Partner bei Roland Berger Strategy Consultants.
Hersteller zahlen drauf
Langsam steigt die Elektronachfrage auch in Deutschland an. Laut dem Kraftfahrzeug-Bundesamt entschieden sich 2014 bis Ende Juli 4.785 Käufer für ein Elektroauto - die meisten gingen an Organisationen, Energieunternehmen und die Hersteller selbst. Das entspricht einem Anstieg von 64,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bei den Hybriden griffen 16.011 Autofahrer zu. Immerhin ein Plus von 9,5 Prozent. Ein Trend, aber mehr auch nicht. Dennoch hat BMW im Frühjahr die Schlagzahl für den i3 im Leipziger Werk von 70 auf 100 Einheiten pro Tag erhöht. Bleibt es bei diesem Produktionstakt, rollen bis Ende dieses Jahres rund 20.000 Carbon-Stromer vom Band. Vor allem in den USA ist der bayerische Stromer gefragt. Dennoch fällt es angesichts der immensen Summen, die BMW in die i-Modellreihe investiert hat, schwer zu glauben, dass BMW mit dem i3 "vom ersten Tag an Geld verdient", wie Vertriebsvorstand Ian Robertson betont. Anders schaut die Sache beim BMW i8 oder dem Tesla Model S aus. "Bei den hochpreisigen Modellen ist die Marge generell höher. Das gilt auch für die Hybrid-Modelle", so der Berger-Analyst Thomas Schlick.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll-/-stefan-grundhoff
- Veröffentlicht: 21. August 2014