Auch bei Mercedes oder BMW soll es gelblich schimmerndes Halogenlicht nur noch für kleine und besonders preissensible Baureihen geben. Das Ende der 80er Jahre mit dem Zwölfzylinder des BMW 750i der Baureihe E32 eingeführte Xenonlicht, seither gleißend helle Standardbeleuchtung hochwertiger Autos, hat ausgedient. "Preislich liegen Xenon- und LED-Scheinwerfer mittlerweile auf einem Niveau", sagt Uwe Kostanzer, Leiter Entwicklung Lichtsysteme bei Mercedes, "daher haben wir uns von dem Xenonlicht in der Entwicklung komplett verabschiedet." Selbst der Transporter der V-Klasse ist mit LED-Technik zu bekommen. Bei den anderen Premiumherstellern sieht das nicht anders aus. Hier werden mittelfristig alle Marken auf LED-Module setzen, die ganz nebenbei weniger Bauraum und so mehr Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Die restliche Konkurrenz zeigt Licht und Schatten. Gerade Volumenherstellern bieten oftmals Halogen- und Xenonlicht an, während LED-Scheinwerfern den Topmodellen vorbehalten bleiben. Doch selbst Volumenmarken wie Peugeot, Volkswagen oder Ford ersetzen Xenonlicht Schritt für Schritt durch LED-Module an der Front, während sich bei den Rückleuchten die Licht emittierenden Dioden schon breiter durchgesetzt haben und OLED-Technik (organische LED) vor der Tür stehen.
Häschen in der Grube
Der Mehrwert von Laserlicht als zusätzlichem Fernlicht für besonders weite Distanzen von über 500 Metern ist überschaubar und für die Hersteller besonders teuer. Aktuell kostet die Lasertechnologie, die in Kleinseriensportwagen Audi R8 LMX oder einem BMW i8 verbaut ist, rund das Zehnfache von einem LED-Hochleistungsmodul. Bei nächtlichen Testfahrten zeigt sich jedoch, dass der visuelle Mehrwert kaum sichtbar ist und die Technologie des Laserlichts mehr zu einem Marketinginstrument verkommt, um dem entsprechenden Auto einen futurisch-technischen Beigeschmack zu geben. Die nächsten Serienfahrzeuge, die mit Laserlicht kommen, sind der neue BMW 7er oder die kommende Generation des Audi R8. "Wir haben im Audi A7 Sportback Voll-LED-Scheinwerfer jüngst das Xenon-Licht ersetzt und mit dem Audi R8 LMX hat Audi bereits Lasertechnologie in Serie", so Stephan Berlitz, "diese bietet hinsichtlich Effizienz, Reichweite und Gestaltung großes Potential. Deshalb werden wir sie auf kommende Fahrzeuge ausweiten." Die überarbeitete Mercedes S-Klasse oder die neue E-Klasse werden an 2016 stattdessen einen Multibeam-Scheinwerfer bekommen. Doch statt der aktuell im CLS verbauten 23 LEDs wird das Lichtbild dann aus 84 Lichtinseln bestückt, die noch heller strahlen und den Vorausverkehr präziser als bisher aussparen.
"Wir zeigen nicht nur den Hasen, der in 650 Metern auf der Straße sitzt. Bei uns sieht man dann auch das Reh am Straßenrand", sagt Daimler-Mann Gunter Fischer, der als Leiter Karosserieentwicklung auch für die Scheinwerfertechnik verantwortlich ist. Er unterstreicht, dass es beim Fernlicht unabhängig von der Lichttechnologie keinesfalls um die technische Machbarkeit geht. Vielmehr dürfte das Fernlicht nur 650 Meter weit leuchten. "Wo hat man bei uns schon einmal ein solch langes gerades Straßenstück ohne Vordermann oder Gegenverkehr? Wichtiger ist vielmehr die richtige Lichtverteilung und die ist mit LED- besser als mit Lasertechnik." Insofern soll die über 600 Meter weit leuchtende Technologie mit einem so genannten High-Range-LED-Fernlicht, die 2016 mit der E-Klasse ihre Premiere feiert, nur ein weiterer Schritt in eine gleißend helle Zukunft sein. Die hier verbauten drei Reihen mit jeweils 28 LED sollen sich noch in diesem Jahrzehnt 1.024 bei Nachfolgegenerationen vervielfachen. Dabei jedoch nicht weiter, sondern präziser ausleuchten.
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- Veröffentlicht: 10. November 2014