Heute ist der Grand Wagoneer ein Zeichen exquisiten Geschmacks, der bekanntlich seinen Preis hat. Wer sich so ein lässiges gut erhaltenes Modell in die Garage stellen will, muss mittlerweile mindestens 50.000 Dollar hinblättern. Allerdings gehen die Preise gerade durch die Decke. Letztes Jahr ging ein Exemplar für 85.000 Dollar an einen glücklichen Autofahrer. Der Grand Wagoneer war ein speziell von den MTV-Tunern von West Coast Custom aufgemotztes Exemplar mit einem 6.6-Liter Duramax V8-Diesel und einem mit feinem Leder und Chrom ausstaffierten Innenraum. Der berühmte Vorbesitzer: der Terminator - Arnold Schwarzenegger.
Opulenter Charme
Jetzt steht eines der letzten gebauten Exemplare vor mir. Inklusive der fiesen Plastik-Holz-Imitate in den Flanken. Darum kennen viele den Grand Wagoneer unter seinem Spitznamen "Woody". Wenn man die Applikationen berührt, mutiert dieser Name zu einem Vorspielen falscher Tatsachen. Damals speziell und eine Reminiszenz an die echten Woodies der 30er und 40er Jahre, als Kombis noch mit Holzaufbauten versehen waren. Seit gut 50 Jahren ist die eigentümliche Wagoneer-Optik, die jedem teutonischen Material-Fetischisten innerhalb weniger Sekunden die Haare ergrauen lässt, Kult.
Das Interieur versprüht den opulenten Charme der frühen 1990er Jahre. Bis in den letzten Winkel ist der Innenraum mit braunem Plüsch ausstaffiert. Selbst im Laderaum ertasten die Finger die kurz geschorene Flokati-Optik. Auf der Kuschel-Rückbank holt man am besten das Popcorn heraus. Dazu kommt Leder, chromglänzende Knöpfe und jede Menge Raum. In einem Grand Wagoneer nimmt man souverän am Verkehrsgeschehen teil, dafür sorgt schon das viele Glas. Highlights sind die elektrisch versenkbare Heckscheibe und die Ausstellfenster. Wer hinter dem XXL-Pizza-Steuerrad Platz nimmt, tut gut daran die germanische Definition von Dynamik und Agilität über Bord zu schmeißen. Eine direkte Lenkung ist ein Fremdwort. Nach gefühlt einer Ewigkeit, die man am Steuer gekurbelt hat, bewegt sich das tonnenschwere Schlachtschiff und schmiegt sich bei jeder Richtungsänderung gemächlich an den Radius der Kurve an.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 29. Mai 2016