Bei diesen Daten werden VW-Insider aufmerken und sofort an das Brüderpaar Golf GTI und Golf GTI mit Performance-Paket denken. In der Tat ist der RS 230 im Grunde nichts anderes Performance Golf GTI in einem bescheideneren Blechkleid. Deswegen kommt der potente Skoda auch in den Genuss der elektrohydraulisch angesteuerten Visco-Vorderachs-Sperre, die viele Komponenten einer Haldex-Kupplung hat, wie sie bei Allradantrieben zum Einsatz kommt. Die Vorteile dieses Differentials wirken sich positiv auf die Fahrdynamik aus. "Damit vernichten wir keine Energie, wie es bei gezielten Bremseingriffen der Fall wäre", sagt Martin Hrdlicka.
Längerer Radstand
Das Vorderachs-Differential verkraftet bis zu 1.600 Newtonmeter Drehmoment und kann bei Bedarf 100 Prozent der Kraft auf das kurvenäußere Rad lenken. Ganz verzichten wollen die Tschechen aber auf das XDS+, das sonst mit Bremseingriffen für Dynamik sorgt, nicht. Das erweiterte ESP hilft dem Skoda Octavia beim Anfahren auf sehr glatten Oberflächen, wie Eis oder Schnee. Wenn es schneller zur Sache und um die Ecken geht, übernimmt dann die Quersperre. Das Zusammenspiel der beiden Agilitätssysteme funktioniert prächtig. In schnellen Kurven neutralisiert das neue Differential die Untersteuerneigung und lässt gefühlt sogar das Heck ein bisschen mitlenken. So bereitet das Carven auf der Haftungsgrenze der Pneus unkomplizierte Freude. Selbst in heiklen Ecken reagiert der Octavia extrem gutmütig und kündigt den Grenzbereich überdeutlich durch ein Scharren der Vorderräder an. Bei Fahrten auf der Nordschleife hängte das Fahrzeug mit der Differentialsperre das ohne diese Dynamikhilfe um elf Sekunden ab, was 500 Metern entspricht.
Dabei hilft dem Tschechen auch der - im Vergleich zum GTI - um fünf Zentimeter längere Radstand. Die zum Golf unterschiedlichen Maße und Gewichte sind die Gründe dafür, dass die Skoda-Ingenieure die Golf-Dynamik-Technik nicht eins-zu-eins übernehmen konnten. Im Vergleich zum Top-GTI ist die Anregelung der Sperre auch nicht ganz so spitz - der Skoda ist braver, eben friedfertiger, was nicht immer ein Nachteil sein muss. Warum es bei dem Tschechen-Sportler beim Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe keine Schaltwippen gibt, bleibt indes unverständlich. Auch die Bremse (17-Zoll-Scheiben vorne und 15-Zoll-Scheiben hinten) überzeugt im harten Einsatz nicht restlos. Der Weg bis zur Bremswirkung ist zu lang und der Druckpunkt zu indifferent, sodass sich die Verzögerung nicht exakt dosieren lässt.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 02. September 2015