Kleine Zwischenschritte halten die Kunden bei der Stange. Die Cherokee-Fans waren mit dem in die Jahre gekommenen Zweiliter-Diesel nicht mehr zufrieden. Also rüstet Jeep beim Antrieb auf und spendiert dem Cherokee einen 2.2-Liter-Selbstzünder mit 136 kW / 185 PS beziehungsweise 147 kW / 200 PS. Diese Modellpolitik verwundert zunächst etwas, da die beiden Aggregate fast PS-gleich sind und auch das identische maximale Drehmoment von 440 Newtonmeter haben. Ein Blick in die Verkaufslisten bringt erste Lösungshinweise: Die schwächere Version ist nur in der mittleren Ausstattungsvariante Longitude zu haben, während die 200-PS-Variante ausschließlich mit der Top-Version Limited bestellbar ist. Das gefahrene Limited-Modell kostet mindestens 45.900 Euro und bietet solche Annehmlichkeiten wie belüftete Sitze, Leder und ein Infotainment-System mit einem 8,4 Zoll-Touch-Bildschirm, das zwar nicht top-aktuell ist, dessen Bedienung aber nicht schwer zu erlernen ist. Kommen einige Assistenzsysteme, wie zum Beispiel ein Toter-Winkel-Warner, ein adaptiver Tempomat und ein Notbrems-Assistent dazu, sind insgesamt 49.130 Euro fällig. Zum Vergleich, ein BMW X3 mit 190-Diesel-PS und Achtgang-Automatik schlägt mit mindestens 44.050 Euro zu Buche - sozusagen nackt. Dennoch: Für 5.000 Euro lässt sich auch ein BMW vernünftig aufrüsten. Die Ausstattung des Cherokee-Top-Modells ist zwar umfangreich, ein grandioses Schnäppchen ist der Ami aber nicht.
"Der kleinere Diesel ist eher etwas für die Flottenkunden", sagt Jeep-Cherokee-Produktmanager Joachim Burkhardt. Da geht es um die magische 200-PS-Grenze. Bisweilen bekommen Mitarbeiter Autos, die darunter bleiben. Ein Unterschied zu den Chefs muss ja sein. Die Fahrleistungen der beiden baugleichen Aggregate, die eine unterschiedliche Motorsteuerungs-Software haben, sind ohnehin im Grunde identisch. Beide erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von 204 km/h, allerdings schafft der große Diesel den Sprint von null auf 100 km/h in 8,5 Sekunden und ist damit um 0,3 Sekunden schneller. Wer also nicht unbedingt eine volle Ausstattungs-Hütte braucht, ist bei der Longitude-Version für 40.600 Euro gut aufgehoben. Allerdings fehlen dann solche Details, wie 18-Zoll-Felgen, die Rückfahrkamera, das Navigationssystem und eine Surround-Sound-Anlage.
Im Vergleich zu den Zweiliter-Motoren, die bislang im Cherokee Dienst taten, schlägt sich das neue Triebwerk deutlich besser. Der Antritt ist explosiver und der Durchzug dank des gestiegenen Drehmoments wesentlich geschmeidiger. Allerdings raubt die Neungang-ZF-Automatik dem Antrieb einiges an Temperament und dämmt die Kraft der 440 Newtonmeter spürbar ein. Bei Kickdowns nörgelt der Motor vernehmbar, ehe die Drehzahlnadel nach oben schnellt. Auch wenn man den Fahrmodus-Drehknopf auf "Sport" stellt, bringt das nur wenig Besserung. Die Lenkung verhärtet sich zwar, und das Ansprechverhalten des Triebwerks beim Gasgeben wird besser, aber auch dieses System kann die Motor-Getriebe-Kombination nicht zu einem Wesenswandel überreden. Wenn man im Verkehr mitschwimmt, bleibt das Aggregat dagegen souverän. Der Normverbrauch ist mit 5,7 Litern pro 100 Kilometer angegeben, bei ersten Testfahrten mit leichtem Gasfuß waren es im Schnitt 8,6 Liter pro 100 Kilometer.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 06. August 2015