Das Design des Strich-Achters ist unspektakulär, betont praktisch und bei weitem nicht so filigran wie die Luxusmodelle der Baureihen W 100, W 108, W 111 oder W 116. Der 4,68 Meter lange Strich-Achter war ein zu seiner Zeit großzügig dimensioniertes Modell der Oberklasse mit Platz für fünf Personen, jede Menge Gepäck und einer zumeist schlappen Motorisierung. Egal ob die taxigeneigten Diesel mit Leistungen zwischen 55 und 65 PS oder die blassen Benziner vom Typ 230.4, 230.6 oder 250, die bis zu 130 PS leisteten - Verve kam am Steuer bei keinem der Varianten auf. Dass es auch anders geht, zeigt allein das Topmodell 280 E mit einer Benzineinspritzanlage von Bosch, die 136 kW / 185 PS aus der Limousine herausdrückte. Beinahe dynamisch wird es gar mit der handgeschalteten Version. Anders als man es von den meisten Modellen der Baureihe W 114 / 115 kennt, befindet sich die Viergangschaltung dann auf der Mittelkonsole zwischen Fahrer und Beifahrer. Die meisten Strich-Achter in unseren Breiten waren mit einer Getriebeautomatik unterwegs, deren Schaltstufen am Lenkrad eingelegt wurden.
Luxus kostet viel extra
Waren die 280er-Versionen auch in europäischen Breiten gut ausgestattet, so hat dieses Modell nicht viel an besonderem Komfort zu bieten. Außer der Servolenkung gibt es ein Blaupunkt-Radio mit elektrischer Antenne sowie Colorglas. Doch damit hat es sich auch. Mit Annehmlichkeiten wie elektrischen Fensterhebern, einem ebensolchen Schiebedach, Klimaanlage, Zentralverriegelung, Kopfstützen rundum sowie Ledersitzen und Alufelgen ließ sich der Preis eines Mercedes 280 E Mitte der 70er Jahre bis weit über 30.000 D-Mark drücken. Das nackte Basismodell des Mercedes 200 Benziner kostete dabei kaum mehr als 13.000 D-Mark.
Doch auch ohne Komfortausstattung ist die Fahrt in dem Sternenkreuzer der frühen 70er ein echtes Erlebnis. Der Sechszylinder-Reihenmotor ist drehfreudig und wohl auch die Laufleistung von abgelesenen 31.000 Kilometern hat ihren Anteil daran, dass in den vergangenen 45 Jahren nicht allzu viele Pferde hinter dem mächtigen Gittergrill verloren gingen. Mercedes versprach seinerzeit eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h und einen Normverbrauch von 12,5 Litern Superkraftstoff. Dabei hat der 1,5 Tonnen schwere Hinterradler durch seine Einspritzanlage vom Typ D-Jetronic gerade beim Ausdrehen der einzelnen Gänge einen charismatischen Klang, wie ihn nur die Luxusmodelle aus dem Hause Mercedes-Benz hatten. Schließlich wurde der 2,8-Liter-Motor auch im Strich-Achter-Coupé sowie den Luxusmodellen S-Klasse, SL und SLC verbaut.
- Details
- Veröffentlicht: 03. Mai 2016