Der Audi SQ7 hat als sportliches Topmodell nicht nur mehr Image und Dampf, sondern erstmals einen elektrischen Verdichter, der dem tonnenschweren Koloss aus niedrigen Drehzahlen noch mehr Beine macht, als BMW mit seinem Tri-Turbo. Der SQ7 TDI mischt mit 320 kW / 435 PS und einem maximalen Drehmoment von 900 Newtonmetern die Diesel-Szene mit seinem vier Liter großen V8-Diesel mächtig auf. Mit dem elektrisch angetriebenen Verdichter minimieren die Ingolstädter-Techniker unter Entwicklungs-Chef Dr. Stefan Knirsch ein Ur-Problem aufgeladener Motoren: das Turboloch. Damit greift die Elektronik bei dem SQ7 dort ein, wo Register-Aufladung oder eine variable Turbinen-Geometrie in sehr niedrigen Drehzahlen an ihre Grenzen kamen. Doch so einfach sich der Einbau eines elektrischen Verdichters anhört, so kompliziert ist die Umsetzung in der Realität. Hierbei geht es nicht nur um das perfekte Zusammenspiel mit den Abgasturboladern, sondern um ein entsprechend leistungsfähiges Bordnetz. Der elektrische Verdichter benötigt stattliche sieben Kilowatt Leistung, um in sagenhaft schnellen 250 Millisekunden anzusprechen. Um dies zu ermöglichen, verfügt der Audi SQ7 über ein 48-Volt-Bordnetz. Wenn es am Steuer richtig zur Sache geht, dreht sich das Verdichterrad bis zu 70.000 Mal pro Minute.
Bereits bei 1.000 Umdrehungen kann der Fahrer des Audi SQ7 daher aus dem vollen Drehmoment von 900 Nm schöpfen. So knackt der 2,1 Tonnen schwere Allradler nach 4,8 Sekunden aus dem Stand die 100-km/h-Marke und verbraucht im Normzyklus gerade einmal 7,4 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Doch es geht den Bayern um mehr als das schnöde Geradeaus mit 250 km/h Hochgeschwindigkeit. Damit es auch mit Verve um Kurven geht, bedienten sich die Audi-Ingenieure beim Luxus-Bruder Bentley Bentayga und verpflanzten die elektrisch-mechanische aktive Wankstabilisierung in ihre Topversion SQ7 TDI. Bei der Kommunikation mit den vielen Sensoren, die zusammenarbeiten, um der Wankneigung in Kurven dreimal so schnell entgegenzuwirken, als dass mit einer hydraulischen Variante möglich ist, hilft ebenfalls das 48-Volt-Teilbordnetz. Für entsprechende Fahrdynamik und Druck nach vorn gibt es zudem Sportdifferenzial, Allradlenkung und eine variable Ventilsteuerung. Das hat ab Sommer seinen Preis: ab 89.900 Euro. Anzunehmen, dass der Achtzylinder-Diesel im Audi SQ7 nur der Anfang ist. Auch das neue Triumvirat aus A8, A7 und A6 dürfte bis 2018 einen elektrischen Verdichter bekommen - langfristig wohl nicht nur für die großen Achtzylinder.
Autor: Stefan Grundhoff / Wolfgang Gomoll, München Stand: 02.05.2016
Fotos: press-inform / Bentley
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- Veröffentlicht: 02. Mai 2016