Wellenbrecher
Das Downsizing stößt an seine Grenzen. Immer mehr Hersteller haben erkannt, dass weniger Hubraum und Zylinder nicht nur in Sachen Image die Kunden vergraulen. Kaum einer steuert mehr dagegen als Audi. Bestes Beispiel ist der neue SQ7.
Aus der Luxusliga sind die Achtzylinder-Diesel beinahe komplett verschwunden. BMW ersetzte seinen wenig erfolgreichen Achtzylinderdiesel schon in der Vorgängergeneration des aktuellen Siebeners von einem dreifach aufgeladenen Sechszylinder. So wurde der Dreiliter-Commonrail-Motor in mehreren Leistungsstufen zu einer Allzweckwaffe durch viele Baureihen hinweg. Je nach Motorelektronik, Turbolader und Aufladung gibt es für 3er, 5er, 7er, X3, X5 und X6 ein Leistungsspektrum von 250 bis knapp 400 PS. Auch bei Mercedes stellte man den Achtzylinder-Selbstzünder des 420 CDI einst voreilig ab - ohne ihn wie BMW oder Jaguar durch ein potentes Substitut mit sechs Brennkammer zu ersetzen. Seit Jahren fehlt in allen größeren Mercedes-Baureihen ein Dieseltriebwerk mit 300 und mehr PS. S-Klasse, G-Klasse, GLE (ehemals M-Klasse) und besonders schmerzhaft GLS (ehemals GL) mit einem europäischen Dieselanteil von bisweilen weit über 75 Prozent müssen sich daher mit einem 260 PS starken Dreiliter-V6-Diesel begnügen. Mehr Leistung gibt es nur bei den Edeltunern - oder der Konkurrenz. Besonders schmerzhaft ist das für den mächtigen SUV Mercedes GLS, der mit seinen rund 2,5 Tonnen Leergewicht und echten Offroad-Ambitionen deutlich mehr Drehmoment und Leistung verkraften könnte - die Kunden sowieso. Volvo trieb es auf die Spitze und bietet seinen schmucken Luxus-Crossover XC90 sogar nur noch mit vier Zylindern an - und vergrault so viele Kunden.
320 kW / 435 PS
Im Volkswagen-Konzern und bei Jaguar Land Rover war man schlauer. Hier hat man die gerade bei den Luxus-SUV so erfolgreichen V8-Diesel nicht abgestellt. Auch wenn der übermächtige Range Rover SD V8 einige PS mehr gebrauchen könnte, ist er standesgemäß mit einem 340 PS starken V8-Diesel mit 4,4 Litern Hubraum unterwegs. Nur wenige Kunden entscheiden sich für den kleineren Diesel mit sechs Brennkammern. Und auch bei Porsche hat man aus dem übereilten Streichen der Achtzylinder-Diesel bei der Konkurrenz gelernt. Der Porsche Cayenne ist nicht nur als Sechs- sondern auch als Achtzylinder-Diesel mit 385 PS zu bekommen. Noch imposanter ist jedoch der Hochleistungs-Selbstzünder, der jetzt im Audi SQ7 seine Weltpremiere feiert und zeitnah auch den Über-SUV Bentley Bentayga befeuern wird.
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- Veröffentlicht: 02. Mai 2016