Lange Jahre wollte man diese Informationen über ein drahtloses Computernetzwerk per Wireless LAN von Auto zu Auto schicken. Doch die Infrastruktur fehlte und so blieb es bei einigen hundert Testfahrzeugen, die auf Entwicklungsfahrten Daten miteinander austauschen konnten. Mit der flächendeckenden Einführung des europäischen eCalls / Fahrzeugnotrufs in Autos muss in allen Neufahrzeugen eine Mobilfunkverbindung bestehen. Diese wollen die Autohersteller nun nicht nur für einen Notruf an die Rettungsstellen nutzen, sondern auch, um Unfälle zu verhindern, indem frühzeitig auf Gefahrenlagen aufmerksam gemacht wird. Mittelfristig geht die so genannte car-to-car-Kommunikation noch einen Schritt weiter. Droht das eigene Auto ein Stoppschild zu überfahren oder macht das vorausfahrende Fahrzeug eine Vollbremsung, wird der Fahrer über Notsignale wie einen vibrierenden Sitz oder ein großes Leuchtsignal im Display gewarnt. Ist der Zusammenprall wahrscheinlich, folgt eine automatisch eingeleitete Notbremsung. Zukünftig werden Fahrzeuge nicht nur in Notfallsituationen miteinander kommunizieren. Ebenso können Informationen über Staus, Baustellen, Parkplätze oder Verkehrshindernisse schnell untereinander weitergegeben werden. In Sekundenbruchteilen ermittelt das Navigationssystem eine Ausweichroute, weil in der zu befahrenden Straße 500 Meter entfernt gerade der Müllwagen hält und für einen Stau sorgt. Bereits heute greifen modernste Navigationssysteme auf Echtzeitverkehrsdaten zu und projizieren diese in die aktuelle Navigationskarte. Der Fahrer kann jederzeit sehen, wo der Verkehr läuft oder sich staut. Diese Schwarmdaten stammen aus verschiedensten Fahrzeugflotten und von Mobilfunkteilnehmern.
Toyota fährt voran
Während die Mercedes E-Klasse die Fahrzeugkommunikation als erstes in Großserie bringt, sind die technikverliebten Japaner schon zwei Schritte weiter. Durch Sensoren in den Straßen waren die Verkehrsdaten hier bereits seit Jahren deutlich präziser als in Europa und den USA. Auf den Navigationsbildschirmen und auf überdimensionalen Leitschildern ließ sich der Verkehrsfluss schon lange in den Farben grün (fließend), gelb (stockend) und rot (Stau) ablesen. Der in diesem Spätsommer neu vorgestellte Toyota Crown ist ab Werk mit einem System ausgestattet, das unter anderem mit Verkehrsampeln kommunizieren kann. Das ITS (Intelligent Transporting System) ist neben dem Crown aktuell noch bei zwei Toyota-Modellen verfügbar, weitere sollen folgen Per 760-MHz-Technologie können Daten zwischen einzelnen Fahrzeugen oder Fahrzeugen und Verkehrszeichen ausgetauscht werden. Toyota will durch diese Technik die Zahl der Verkehrsunfälle um bis zu 40 Prozent senken.
Neben einer Notbremsfunktion an roten Ampeln greift das ITS dann ein, wenn ein Fahrer seinen Fuß von der Bremse nimmt und losfahren will, obwohl ein anderes Fahrzeug in die Kreuzung einfährt oder in Fußgänger queren will. Ist die Ampel mit der entsprechenden Ampel ausgestattet, lässt sich im Infodisplay des Autos ablesen, wie lange es noch dauert, ehe die Ampel wieder auf grün springt. Doch die entsprechende Infrastruktur wächst nur langsam. In Tokio sind derzeit gerade einmal fünf Ampeln mit der 760-MHz-Technik ausgestattet. In ganz Japan sind es gerade einmal 20. Auch die ersten Rettungswagen sollen die Übertragungstechnik bekommen. Im Rotlichteinsatz werden die vorausfahrenden Autos gewarnt, dass von hinten ein Krankenwagen kommt und sie eine Fahrspur freimachen.
- Details
- Veröffentlicht: 27. November 2015