Die USA treiben den Traum von autonomen Fahren lautstärker vor sich her. Kein Überraschung, dass sich einige Bundesstaaten im Land der unbegrenzten automobilen Möglichkeiten leichter tun, als im nicht selten allzu kleingeistigen und hinterweltlerischen Europa. Das Netz von amerikanischen Highways und Interstates, einst als Abbild des deutschen Autobahnnetzes ersonnen, ist deutlicher luftiger gespannt, als in Ländern wie Deutschland, Österreich oder den Niederlanden. Die Entfernungen sind größer, die Geschwindigkeiten kleiner und die Bereitschaft für Innovationen bisweilen grenzenlos. So haben sich mit den Bundesstaaten Kalifornien, Nevada, Michigan und Florida einige Bundesstaten sehr schnell bereit erklärt, die rechtlichen Rahmenbedingungen für das autonomes Fahren zu schaffen. In Flächenstaaten wie Oregon, Arizona, Colorado oder Texas gab es jedoch erst einmal die rote Karte. In vielen anderen Staaten wird gerade daran gearbeitet, das autonome Fahren unter entsprechenden Richtlinien zu erlauben.
Autofirmen machen Druck
Jessica Altschul kämpft für Daimler in der US-Bundeshauptstadt Washington täglich mit den nationalen US-Behörden für einheitliche Regelungen: "Rund 90 Prozent der Unfälle gehen auf menschliches Versagen zurück", sagt Jessica Altschul, "570 Millionen Autofahrer sind über 65 Jahre und mit autonomen Verkehrsfluss ließen sich bis zu 2,9 Milliarden Gallonen Kraftstoff einsparen." Das sind 30 Prozent des in den USA verbrauchten Kraftstoffs. Doch aktuell geht es den meisten Staaten in den USA ebenso wie in Europa weniger um den Kraftstoffverbrauch, sondern vielmehr um Komfort für die Insassen und mehr Sicherheit. In den US-Bundesstaaten, die grünes Licht für die autonomen Probanden gegeben haben, sind immer mehr Testfahrzeuge unterwegs, die den Weg für das autonome Fahren im großen Stil ebnen sollen. Doch nach wie vor gibt es auch in den USA Hindernisse auszuräumen. "Es geht um die jeweiligen Versicherungssummen, die generell von einer auf fünf Millionen Dollar steigen sollen oder darum, dass die Bundesstaaten gute Straßenschilder und Fahrbahnmarkierungen haben", erklärt Jessica Altschul weiter, "daran hapert es oft noch." Wenn die Erprobungsphasen weiter gut laufen, rechnen die Verkehrsexperten in den USA damit, dass die einzelnen Regelungen der Bundesstaaten in den nächsten Jahren von einer landesweiten übergeordneten Richtlinie geschluckt werden, die das autonome Fahren erlaubt.
Autonomes Fahren ist dabei nicht gleich autonomes Fahren. Es wird aktuell allgemein zwischen fünf Stufen der Autonomie unterschieden. Auf der ersten Stufe greift der Fahrer noch komplett selbst ins Steuer, während er sich in weiteren Schritten leiten lässt, gar nicht mehr steuert oder bestenfalls ein kleines Nickerchen ohne jegliche Aufmerksamkeit für die Fahrbahn machen kann. Die internationale SAE (Society of Automotive Engineers) sieht als Krönung der Automatisierung zudem noch den Fall, wenn das Auto komplett ohne Fahrer unterwegs ist und zum Beispiel die Kinder vollautomatisch aus der Schule holt. So weit wird es bis Ende des Jahrzehnts jedoch kaum gehen. Anzunehmen, dass Modelle wie die dann 2019 überarbeitete Mercedes E-Klasse, die Anfang kommenden Jahres ihre Weltpremiere feiert oder die nächsten Modellgenerationen von BMW 5er / 7er, Audi A6 / A8, Volvo XCX90, Lexus LS oder VW Passat vollautonom fahren können. Auch Tesla will sein Model S in den nächsten Jahren Schritt für Schritt fit für autonome Langstrecken machen. Volvo-Sicherheits-Spezialist Anders Eugensson: "Bis zu 95 Prozent aller Autounfälle sind durch menschliches Versagen verschuldet. Wir wollen dafür sorgen, dass ab 2020 kein Verletzter oder sogar Toter in einem neuen Volvomodell zu beklagen ist."
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- Veröffentlicht: 24. März 2015