Von letzterem zeugen unter anderem die sechs Fahrzeuge, die im Untergeschoss des gut gesicherten Gebäudes Rad an Rad parken. Neben dem erst kürzlich für Aufsehen sorgenden Audi RS 7 piloted driving, der den Hockheimring im Renntempo ohne Fahrer umkurvte, stehen hier auch die Pioniere in puncto Autonomen Fahrens: Stanley und Junior. Stanley ist ein VW Touareg, der 2005 die 212,76 Kilometer lange DARPA Grand Challenge gewann, in der autonome Roboterfahrzeuge gegeneinander antreten. Junior gewann 2007 bei der Urban Challenge, einem Wettbewerb für selbständig fahrende Fahrzeuge, den zweiten Platz. An zwei Modellen des Typs Beetle und Golf zeigt VW nun, wie sie sich die Zukunft im Bereich der Zwischenmensch-Maschinlichen-Kommunikation vorstellen. Dass dabei das ständige Herausposaunen von Bildern oder Textmitteilung im Vordergrund steht, ist zum einen etwas erschreckend. Zum anderen scheint dies aber tatsächlich die Zukunft zu sein. Und Amerika wäre 1492 auch nicht entdeckt worden, wenn ein Herr Kolumbus nur am Altehrwürdigen festgehalten hätte…
6.000 Bilder in zwei Stunden
"Wenn Sie ein Fahrrad aufrecht auf dem Fahrzeugdach transportieren wollen, wird es in Zukunft nicht mehr dazu kommen, dass Sie das bei einer Parkhauseinfahrt vergessen", erklärt der sich gerade noch selbst fotografierende junge VW-Ingenieur und zeigt auf einen blauen Plastikchip. "Mithilfe der Verbindung dieses Bluetooth-Chips, der am Fahrrad befestigt wird, mit dem Fahrzeugsystem, wird dem Fahrer sofort angezeigt, dass das, was er da vorhat, nicht klappen kann. Sie glauben gar nicht, wie oft es passiert, dass ein neues Fahrrad die Ausfahrt aus dem Sportartikel-Parkhaus nicht überlebt, sondern an der ersten Höhenbeschränkung zerstört wird." Einen weiteren Zweck erfüllt der blaue Chip dann, wenn das Fahrrad, ohne das Wissen des Besitzers, von seiner Dachposition entfernt wird - Diebstahlanzeige 2.0. Ein blinkendes Auto und eine vibrierende Smartwatch zeigen innerhalb weniger Augenblicke an, dass hier etwas nicht stimmt.
Wie weitreichend und groß Spinnereien in solch einem Labor gehen können, zeigt ein weiteres Forschungsprojekt. Vier, am Dachträger des Golf befestigte hochauflösende Actionkameras machen alle fünf Sekunden je ein Bild. Bei einem zweistündigen Ausflug entspricht dies fast 6.000 Bildern. Sich durch diese Datenmengen zu wühlen und die zu 99,9 Prozent völlig uninteressanten Bilder zu löschen soll jedoch nicht der Fahrer, sondern eine Software übernehmen. "Wir möchten damit erreichen, dass sich kein Autofahrer mehr gezwungen sieht mit seinem Smartphone während der Fahrt Fotos zu machen oder sogar spontan anzuhalten, um den vermeintlichen Schnappschuss zu setzen. Wir wollen aber auf keinen Fall der nächste Big Brother werden", heißt es seitens VW.
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 12. November 2014