"Der Vorteil dieses chemischen Rechners gegenüber seinem elektronischen Pendant ist, dass er alle möglichen Wegvarianten nahezu parallel findet, während ein Computer eine Möglichkeit nach der anderen sukzessive durchrechnet, was unter dem Strich länger dauert", erklärt die EMPA-Keramik-Expertin Dr. Rita Tóth. Durch dieses Verhalten der farbigen Flüssigkeit eröffnen sich weitere Navigations-Möglichkeiten, die man heute schon kennt: Die kürzeste Route erstrahlt am kräftigsten, die nächstbesten Alternativen sind dagegen etwas blasser. Das passiert fast zeitgleich.
Es wird weiter geforscht
Der Anfang ist gemacht. Weitere Forschungen werden folgen. "Wir brauchen mehr Entwicklungsarbeit, so wie bei normalen Computern auch", sagt EMPA-Wissenschaftler ((Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) Artur Braun. Noch sind einige Hindernisse zu überwinden. Was passiert, wenn Straßen Sackgassen sind? Ein weiteres Merkmal des neuen Navigationssystems ist, dass immer ein reales Modell der Stadt beziehungsweise des Straßennetzes inklusive der exakten Topologie existieren muss. Die Vorlage muss zwar originalgetreu sein, aber nicht in der exakten Größe vorliegen. Das Kartenmaterial könnte sogar kleiner als ein tausendstel Millimeter sein. Wie klein steht noch in den Sternen. Da spielen physikalische Faktoren wie die Reibung und das Verhalten der Flüssigkeit eine Rolle.
Ob die Berechnung immer mit Flüssigkeiten erfolgen muss, ist ebenfalls noch nicht in Stein gemeißelt. Alternativen könnten Gase, elektrifizierte Gels oder magnetisierte Flüssigkeiten. Sicher ist nur, dass bei der eventuellen Umsetzung auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle spielt. Wenn das Auslesen des Ergebnisses der Routenkalkulation nur mit aufwendiger Technik möglich ist, rechnet sich das Prozedere nicht. Wird die Wegerechnung angefordert, kann die Übertragung in das Auto online erfolgen. Viele Fahrzeuge haben einen eigenen Hotspot oder sind durch das Handy des Fahrers in das Internet eingebunden.
Fotos: press-inform / Bosch
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 10. November 2014