Draufgepackt haben die Audi-Ingenieure bei dem 5,2-Liter-Aggregat, das den Sportler antreibt. Der Zehnzylinder schafft nun wie im Coupé 15 PS mehr (397 kW/540 PS)als sein Vorgänger, beschleunigt ihn 0,2 Sekunden (3,6 Sekunden) schneller aus dem Stand auf Tempo 100 und bietet 7 km/h mehr Topspeed (318 km/h). Real merkbar ist dieser Leistungszuwachs natürlich kaum - weder die 0,2 Sekunden beim Sprint, noch bei der Höchstgeschwindigkeit, die kaum ein R8-Käufer im Alltag ausfährt. Macht aber nichts - wichtig ist das Gefühl von unbändiger Kraft, von schier grenzenlosen Reserven etwa beim flotten Überholen, davon, dass man jederzeit könnte, wenn man denn wollte. Oder das Erlebnis, beim Beschleunigen in die Polster der Sportsitze gepresst zu werden. Oder einfach nur dem Sound des Kraftpakets zu lauschen, den man über eine Taste am Lenkrad noch einmal dramatisch nachschärfen kann, der beim Runterschalten krachend und knallend Fehlzündungen vorgaukelt und der jeden Tunnel zum Konzertsaal werden lässt.
Vier plus drei Fahrmodi
Zehn Zylinder sind eine durstige Bande - da hilft auch nicht Audis zarter Hinweis auf das Start-Stopp-System, die Fähigkeit, bei ausgekoppeltem Motor zu segeln oder dass sich bei niedriger wie mittlerer Last eine Zylinderbank komplett abschaltet. Die 11,7 Liter SuperPlus-Benzin, die Audi als Durchschnittsverbrauch angibt, sind wie üblich eher ein Wunschtraum. Wer den Boliden halbwegs artgerecht von der Leine lässt, der darf sich getrost auf eher realistische knappe 20 Liter einstellen. Unter dem Strich sank der Verbrauch gegenüber dem Vorgänger immerhin um rund zehn Prozent. Der offene R8 kommt nun auf ein Lebendgewicht von 1.720 Kilogramm. Einen großen Anteil daran hat der neu entwickelte Space Frame aus Aluminium und Carbon. Allein das Aluminium hat knapp 80 Prozent Anteil am Gewicht. Gegenüber dem Coupé wurde das Fahrwerk für den offenen Spyder vor allem bei den Schwellern, der A-Säule und dem Frontscheibenrahmen verstärkt. Die Torsionssteifigkeit liegt um 50 Prolzent höher als beim "alten" R8 Spyder. Für sich gemessen bringt es die hochstreife Karosserie dennoch auf gerade mal 208 Kilogramm Gewicht.
Entsprechend fällt der Fahrspaß aus: Grandios. Der R8 Spyder haut um die Kurven wie auf Schiene. Selbst auf rutschiger Fahrbahn pendelt er sich nach einem kurzen Schlenker wieder gerade. Die Steifigkeit ist vom Coupé nicht zu unterscheiden: Selbst, wenn man quer über die in Spanien omnipräsenten Schwellern auf der Straße fährt, ist keinerlei Verwindung der Karosserie spürbar. Die siebenstufige Automatik ist bei ihrer Arbeit kaum spürbar - allenfalls, wenn man mit Launch Control den Raketenstart ausprobiert registriert man - Klack, Klack, Klack - das Hochjagen der Gänge. Die Lenkung ist präzise und direkt. Für eine dem Kraftpaket angemessene Traktion sorgt der überarbeitete Quattros-Antrieb. Die wassergekühlte elektrohydraulische Lamellenkupplung an der Vorderachse verteilt die Antriebsmomente je nach Fahrsituation variabel - bis zu 100 Prozent können an eine Achse gehen. Ein mechanisches Sperrdifferenzial an der Hinterachse sorgt für zusätzlich Traktion. Vier Fahrmodi können über Knöpfe am Lenkrad gewählt werden - von extrem sportlich bis dynamisch. Bei dem optional erhältlichen "Performance"-Lenkrad kommen drei Fahrprogramme hinzu: dry, wet und snow.
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- Geschrieben von jürgen-wolff
- Veröffentlicht: 06. Oktober 2016