Erst am Ende dieses Winters war man schließlich soweit, dass das Symbiose aus Serien-GTI und Rundstreckenmonster passte. Rennfahrer Benjamin Leuchter brannte schließlich eine Zeit in die Grüne Hölle, die sich nicht nur für frontgetriebene Modelle sehen lassen konnte: 7:49:21 Minuten - ein neuer Rekord. Dabei präsentiert sich der VW Golf GTI Clubsport S abgesehen vom vergrößerten Heckspoiler und der geänderten Frontschürze mit Lufteinlässen und Aerodynamik-Flaps optisch kaum nennenswert anders als die bekannten Serien-GTIs. Und auch hinter dem griffen Alcantara-Steuerrad gibt es nichts auffälliges, bis darauf, dass Mittelarmlehne, Rückbank und die Kofferraumplatte fehlen. "Wir haben im Vergleich zum normalen Clubsport so nochmals 30 Kilogramm aus dem Wagen herausbekommen", sagt Karsten Schebsdat, "dazu gehören auch Dämmmatten oder ein Aluminium-Hilfsrahmen an der Vorderachse. Die geänderten Spoiler sorgen dafür, dass wir vorne acht und hinten 17 Kilogramm Abtrieb haben. Im Normalfall hat der Serien-GTI 60 Kilogramm Auftrieb." Was sich anhört wie abgefahrenes Jägerlatein heißt einfach, dass das Leitwerk den Clubsport S bei hohen Geschwindigkeiten maximal auf den Boden drückt, um die Leistung bestmöglich in Vortrieb umzuwandeln.
Bergauf - bergab
Fährt sich der sportlichste GTI der vergangenen 40 Jahre auf den ersten Kilometern abgesehen von etwas mehr Dampf in oberen Drehzahlbereichen und dem Schubbrabbeln beim Zurückschalten vergleichsweise unspektakulär, sieht es ganz anders aus, wenn sich die 19 Zoll großen Sporträder erst einmal auf Betriebstemperatur gebracht haben. Der 310 PS starke Fronttriebler ist serienmäßig mit einem rennsporttauglichen Semi-Slick unterwegs, der ihn warm angefahren stimmungsvoll mit der Fahrbahnoberfläche verzahnt. Die Michelin-Reifen im Format 235/35 VR 19 bringen den Tatendrang von Pilot und Fahrzeug mit Hilfe des geänderten Fahrwerks maximal auf die Straße. Zur großen Überraschung ist der Clubsport S obligatorisch nicht nur mit einer manuellen Handschaltung, sondern auch einer variablen Dämpfersteuerung unterwegs, die im Rennmodus speziell auf die Nordschleife der Eifel-Achterbahn abgestimmt wurde.
Sind Fahrer, Audi und Semi-Slicks erst einmal auf Betriebstemperatur, gibt es für den Kraftmeier kein Halten mehr. Bullig schiebt er Bergaufpassagen hinauf, um danach auf kurvigen Abfahrten keinen Zentimeter nachzugeben. Das Heck bleibt angenehm stabil, die Lenkung präzise und eine Tendenz zum Untersteuern ist selbst im Grenzbereich nicht zu erkennen. Wird es besonders eng, kann die Vorderachsdifferenzialsperre jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der knapp 1,4 Tonnen schwere Wolfsburger allein über die Vorderachse angetrieben wird. Auf der Autobahn rennt der Dreitürer maximal 265 km/h. Erst bei 6.800 Touren donnert der Niedersachse in den Drehzahlbegrenzer.
- Details
- Veröffentlicht: 07. Juni 2016