Wenn Träume reisen
Die Mitarbeiter von West Coast Shipping sorgen dafür, dass solvente Kunden ihre fahrenden, rollenden, fliegenden oder auch rostenden Schätze überall auf der Welt zur Verfügung haben.
"Bei uns kostet jede Verschiffung per Container 1.300 Dollar plus Steuern und Co. Dabei ist es völlig unerheblich, was die Fracht an sich wert oder was sie überhaupt ist. Ob Auto, Motorrad, Yacht oder Flugzeug - wir verschiffen alles rund um den Globus. Und wenn es einmal nicht in einen Übersee-Container passt, dann schicken wir es per roro-Schiff auf die Reise", verrät der Marketing Direktor von West Coast Shipping Dmitriy Shibarshin emotionslos. Wer während dieser Sätze zum ersten Mal gemütlich über den mit rund 300 zwischengeparkten Fahrzeugen belegten Parkplatz im kalifornischen Richmond nahe San Francisco schlendert, traut seinen Augen und Ohren nicht. Neben völlig verrosteten, ausgebrannten und eigentlich nur noch nach dem Schrottplatz schreienden Vehikeln stehen Fahrzeuge, die durchaus als Traumautos bezeichnet werden dürfen. Hier eine Pagode (Mercedes-Benz W 113), dort ein DeLorean, drüben ein VW Bus T1 und dahinten noch ein schöner Porsche 356. Fahrzeuge, die hierzulande nur noch Personen aus nächster Nähe sehen können, die zuvor ein teures Ticket für ein Oldtimer-Festival erstanden haben. In Richmond stehen sie Stoßstange an Stoßstange - oder was auch immer davon noch übrig geblieben ist.
Über 100 Ziele auf sechs Kontinenten
Und wer jetzt glaubt, das Außengelände sei normalerweise schon einen ordentlichen Eintrittspreis wert, der wird beim ersten Blick in die große Verladehalle sein Checkbuch zücken. Denn dort stehen die eigentlichen Stars. Vor allem in den Tagen nach der Monterey Car Week im August inklusive des legendären Pebble Beach Concours d Elegance und der zahlreichen Autoauktionen ist die Halle voll mit unbezahlbaren Raritäten. Erfreulich, sowohl für die Besitzer der rollenden Schätze als auch für West Coast Shipping, wurde noch nie auf dem Werksgelände eingebrochen. "Und selbst wenn hier jemand einbrechen würde, stände er immer noch vor der großen Frage: "Wie komme ich hier wieder raus?" Wir positionieren jeden Abend einen Überseecontainer vor der Ausfahrt", verrät Dmitriy Shibarshin. Auf das auf Schrottplätzen oft bewährte Alarmsystem Hund wird in Richmond verzichtet. Stattdessen oder gerade deshalb schleichen unzählige Katzen über das Gelände. "Bevor wir vor drei Jahren dieses Gelände bezogen haben arbeitete hier eine Dame, die ganz offensichtlich etwas für streunende Katzen übrig hatte. Die Dame ist weg, die Katzen hat sie hiergelassen", lautet die Erklärung.
- Details
- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 06. Februar 2017