In der Taxi-Hochburg New York ist der reine Elektroantrieb ebenfalls ein Taxi-Thema. Derzeit sind hier Tag für Tag mehr als 14.000 Taxis unterwegs. Statt der historischen Checker-Cabs poltern tausende von betagten Ford Crown Victoria Modelle über die zerborstenen Asphaltpisten von Manhattan und Brooklyn. Die Zahl der hybriden Ford Escape Taxen steigt ebenso wie die Modelle vom Typ Toyota Sienna oder Camry - ebenfalls mit Elektrounterstützung machen sie es dem vor einigen Jahren eingeführten Taxi der Zukunft aus dem Hause Nissan, ein speziell umgebauter NV200 mit kleinem Benzinmotor, schwer, sich in der Millionenmetropole durchzusetzen. In Tokio oder Hong Kong ist wenig von der Veränderung im weltweiten Taxigewerbe zu spüren. Der historisch anmutende Nissan Cedric dominiert im Zwei-Ton-Lack nach wie vor die Taxistände. Design und Technik stammt aus den 80er Jahren. Daran ändern auch die allenthalben verbauten Fernseher oder die Häkelüberzüge für Kopfstützen und Rückenlehnen wenig.
London bröckelt
Auch in der europäischen Taxi-Metropole London ist nichts mehr so, wie es einmal war. Hier liefen die schwarzen und dunkelroten Citymobile jahrzehntelang nahezu unverändert durch die engen Gassen. Rechtliche Rahmenbedingungen sorgten dafür, dass die London Taxi Company zwar nahezu eine Monopolstellung hatte; jegliche Innovationen verschlief und 2013 allein durch die Übernahme des chinesischen Geely-Konzern vor dem Bankrott gerettet werden konnte. Im englischen Coventry sollen spätestens ab Anfang 2018 die neuen London-Taxis vom Band laufen. Im Gegensatz zu den bisherigen Modellen, soll der Designcharakter des Verkehrsmittels zwar erhalten bleiben, ein Elektroantrieb jedoch die strengen Emissionsvorschriften für die Londoner Innenstadt erfüllen. Die Neuausrichtung rief potenzielle Konkurrenten auf den Plan. Der indische Wettbewerber Frazer-Nash - bis in die 50er Jahre legendäre britische Karosserieschmiede - überholte den chinesischen Geely-Konzern mit seinem New Metrocab rechts und hat bereits eine elektrische Kleinflotte im Probebetrieb. Geely klagte gegen das ansonsten wenig in China verteufelte Taxi-Plagiat und verlor.
Der indische Geschäftsmann Kamal Siddiqi begann sich in den 1980er Jahren einen Bauchladen aus verschiedenen Autofirmen zusammenzukaufen. "Das fing vor 25 Jahren mit Gokarts an", erzählt Sohn Sheban Siddiqi. Was damals mit einer Bastelei anfing, soll heute in London für fast emissionsfreie Taxifahrten sorgen. "Wichtig ist die Skalierbarkeit", erklärt Sheban Siddiqi. Beim New Metrocab geht die Kraft der zwei bürstenlosen E-Motoren auf die Hinterachse. Ein digitales Differential, also Software, mit der die Räder einzeln angesteuert werden, hilft bei den Kurven. Schließlich ist für London Taxis ein Wendekreis von maximal 7,6 Metern vorgeschrieben. Angeblich wird der durch die Wendemöglichkeit vor dem mondänen Ritz-Hotel definiert. Das schafft das New Metrocab. Die beiden 50 kW / 68 PS-Triebwerke garantieren strammen Vortrieb; kein Wunder bei einem maximalen Drehmoment von zweimal 1.400 Newtonmetern. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 130 km/h abgeriegelt.
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- Veröffentlicht: 17. August 2016