Dieser Langstreckenkomfort geht aber nicht auf Kosten der Agilität, auch wenn das Gran Coupé beim Kurvenslalom nicht ganz so gierig carvt, wie die sportlichen M-Modelle. Doch Spaß kann man mit dem 1.615 Kilogramm schweren Münchner auf Passstraßen haben. Auch im Stop-and-Go-Verkehr kommt man mit dem Gran Coupé mühelos voran. Das liegt vor allem an der Sechszylinder-Herrlichkeit unter der Motorhaube, denn mit dem 240 kW / 326 PS Triebwerk ist man für alle Belange ausreichend motorisiert. Die Fahrleistungen sprechen für sich: Nach 5,1 Sekunden ist Landstraßentempo erreicht und bei 250 km/h ist Schluss. Das Zusammenspiel mit der Achtgang-Automatik klappt gewohnt gut und schlägt sich in einer entsprechenden Elastizität zwischen 80 und 180 km/h nieder. Allerdings ist der angegebene Normverbrauch von 6,8 Litern eher eine Fabel, während des Tests genehmigte sich der 440i im Schnitt 9,4 Liter.
Großer Kofferraum
Die Konnektivität ist seit einigen Jahren eine Stärke der BMWs. Seit der Modellpflege kommt beim Infotainmentsysteme die neue Kacheloptik zum Einsatz, die macht die Bedienführung allerdings nicht zwingend einfacher. Mit dem Anwachsen der Funktionsvielfalt ist auch das BMW-System verschachtelter geworden, aber nach einer recht kurzen Eingewöhnungszeit findet man sich wieder zurecht. Die Spracheingabe funktioniert auch während der Fahrt sehr gut und die Software kommt zunehmend mit umgangssprachlichen Befehlen, wie "fahre mich nach München in die Heidemannstraße 16" zurecht. In zehn deutschen Städten, darunter München, Hamburg und Düsseldorf im Navigations-Zielgebiet freie Parkplätze an, dass die sich nicht immer direkt vor der Haustür befinden, liegt in der Natur der Sache, da in Ballungsräumen die Abstellmöglichkeiten begrenzt sind. Was fehlt? Nach wie vor bietet das 4er Gran Coupé kein animiertes Cockpit und die Handbremse muss noch mechanisch nach oben gezogen werden. Beides kein Drama - aber im Jahre 2017 beides kein Ruhmesblatt für ein Premiumcoupé, das über 50.000 Euro kostet.
Wenn man dann eine Parkmöglichkeit gefunden hat, stellt man fest, dass das Gran Coupé einer Länge von 4,64 Metern alles andere als ein Mini ist. Beim Rangieren stören die Kopfstützen der zweiten Reihe, die die Sicht durch die schmale Luke, sprich Heckfenster, noch zusätzlich einschränken. Erschwerend kommen die breiten C-Säulen hinzu, so dass eine 360-Grad-Kamera die beste Lösung für enge Parklücken ist, zumal auch die Motorhaube kein Wunder an Übersichtlichkeit ist. Auf den hinteren beiden Sitzen können übrigens auch Menschen jenseits der 1,85 Meter bequem Platz nehmen, ohne dass ihnen das abfallende Dach des schicken Gran Coupé auf den Kopf fällt. Die ansehnliche langgestreckte Silhouette des 2+2-Sitzers wirkt sich auch in einem vernünftigen Kofferraum aus, der zwischen 480 und 1.300 Liter fasst. Legt man die Rücksitzlehnen um, entsteht eine ebene ganz leicht ansteigende Ladefläche. Das Gepäckabteil schluckt einiges, aber ist nicht so praktisch, wie ein klassischer Kombi. Bei sperrigen Gegenständen oder Möbeln wird es schwierig. Das liegt an der hohen Ladekante und der abfallenden Hecklinie. Unterm Strich wird das BMW 440i Gran Coupé seinem Namen voll gerecht und ist ein echter Gran Turismo - allerdings hat der auch seinen Preis: Der Testwagen kostete 69.220 Euro, davon entfielen 15.880 Euro auf Sonderausstattungen und die Liste ließ zahlreiche Ausstattungsdetails außen vor.
Fotos: press-inform / Gomoll
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 16. Juli 2017