150 kW / 204 PS und ein maximales Drehmoment von 500 Nm zwischen 1.600 und 1.800 U/min sind nicht viel, wenn man bedenkt, dass der GLE ein Leergewicht von 2,2 Tonnen durch die Gegend kutschiert und in den meisten Fällen noch mit mehreren Insassen und Gepäck erschwert ist. Der Normverbrauch von 5,7 Litern Diesel, insbesondere durch die neue Neungang-Automatik ermöglicht, ist ansehnlich; doch den bekommt die Konkurrenz ungefähr auch mit zwei Zylindern mehr und eben mehr Fahrspaß hin. Zu allem Überfluss bietet Mercedes seinen GLE 250d ebenso wie BMW sein X5-Basismodell 25d auch mit reinem Hinterradantrieb und der hat in der Produktpalette nun gar nichts zu suchen. Wer hier spickt, sollte einfach auf die neue Mercedes E-Klasse warten, die 2016 kommt und den GLE-Prospekt den Kindern zum Malen geben.
Finger weg!
Ist man ein paar Kilometer unterwegs, hat sich der Motor etwas beruhigt und das warme Triebwerk nagelt nicht mehr derart furchtbar wie im kalten Zustand. Doch ein Leisetreter ist der 250d auch dann nicht. Allzu schnell ist dem Mercedes-SUV anzumerken, dass souveräner Vortrieb in dieser Kombination aus Vierzylindermotor, Getriebe und Fahrzeuggewicht ein Ding der Unmöglichkeit ist. Lässiges Cruisen auf der Landstraße? Kein Problem. Doch bei Überholvorgängen und Zwischenspurts hat der Schwabe aus Tuscaloosa nichts in der Hinterhand, das seinen Fahrer erfreuen könnte. Ebenso blass ist es auf der Autobahn. Das reine Kilometerfressen ist alles andere als unangenehm und die Windgeräusche kaschieren den kleinen Vierzylinder. Doch bergan auf der A8 den Irschenberg hinauf oder aus Tempo 140 beschleunigen und die Urlauberkolonne aus Belgien überholen, verlangt Mut - und Zeit. Daran ändert auch die neunstufige Getriebeautomatik wenig, die bei mittleren Tempi immer wieder versucht, Leistungs- und Hubraumarmut des Probanden zu übertünchen. Wenn es etwas am Steuer des GLE 250d gefällt, dann sind es die neuen Fahrprogramme und die betont komfortable Abstimmung des Fahrwerks. So lässt es sich reisen.
Der Basispreis für den schwach ausgestatteten Mercedes GLE 250d 4matic liegt bei 56.703 Euro. Mit klassenüblichen Selbstverständlichkeiten wie Ledersitzen, LED-Scheinwerfern, Navigationssystem und entsprechendem Rahmenprogramm ist die 70.000-Euro-Marke schnell durchbrochen. Daher keinen Gedanken an den Vierzylinder-Diesel entscheiden und sich gleich in den GLE 350d mit seinem 258 PS starken V6-Motor setzen (ab 60.750 Euro) oder zur Konkurrenz wechseln.
Autor: Stefan Grundhoff, Kitzbühel Stand: 24.06.2015
Fotos: Andreas Lindlahr
- Details
- Veröffentlicht: 24. Juni 2015