Kein Wunder, dass viele Firmen und hierbei nicht zuletzt Autohersteller die Mille Miglia als imagestarkes Marketinginstrument erkannt haben und die viertägige Ausfahrt durch Bella Italia so einer Präsentation der eigenen mehr oder weniger glorreichen Rennsportgeschichte werden lassen. Die tollkühnen Männer sitzen zumeist jedoch nicht in BMW 328, Porsche 356 oder Alfa Romeo 6C, sondern eher als fleißige Bienen in den hunderten von Begleitfahrzeugen. Denn was Mercedes, BMW, Porsche, Ferrari, Maserati, Jaguar oder Bentley alljährlich zur Mille Miglia auffahren, ist nicht selten das ganz große Besteck. Dabei sind die spektakulären Klassiker ähnlich akribisch vorbereitet, als wäre man aktuell in der Formel 1 unterwegs und würde um den Sieg kämpfen.
Grundflexibilität im Tross
"Die Planungen für jede Mille Miglia beginnen bei uns im September / Oktober", erzählt Ralph Wagenknecht von Mercedes-Benz Classic, "die Orga-Mannschaft umfasst bei uns acht bis zehn Personen inklusiv Team-Arzt, Steuerung der Agentur und Fotografen, Akkreditierungen, Sicherheit, Hotels und Catering. Pro Nacht müssen allein hundert Zimmerbuchungen koordiniert werden." Mercedes ist allein mit mehr als 40 Begleitfahrzeugen vor Ort. "Wir haben 16 Serviceteams mit 34 Spezialisten für Mechanik, Elektrik und Karosserie", sagt Mercedes-Projektmanager Michael Plag, "in diesem Jahr sind wir mit den Modellen SS, SSK, 300 SL Flügeltürer, 190 SL, 220a Ponton und 180 D im Rennen dabei." Damit die Fahrzeuge bei einer etwaigen Panne schnell aufgespürt werden können, sind die Fahrzeuge bei den großen Teams mit GPS-Sendern ausgestattet. "Für uns gilt: no time to loose."
Porsche lässt es gewohnt sportlich, aber ein paar Klassen kleiner angehen. "Im Verglich mit anderen Herstellern bei der Mille Miglia sind wir aus gutem Grund in nur überschaubarer Truppenstärke unterwegs, mit maximal drei Teilnahmeteams", sagt Alexander E. Klein aus dem Klassikteam der Zuffenhausener, "dies gibt uns eine Grundflexibilität im Management unserer Teilnehmer, die gerade im südländischen Ausland hin und wieder erforderlich ist." Er spricht das aus, was seit Jahren nicht nur bei der Mille Miglia mitschwingt. Die Großveranstaltung mit ihren mittlerweile über 400 Teilnehmerfahrzeugen ist eine logistische Herausforderung, die jedes Jahr zahllose Überraschungen bereithält. Kein Wunder, dass die Firmen zumeist lokale Agenturen und Notteams in der Hinterhand haben, damit nichts anbrennt.
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- Veröffentlicht: 16. Mai 2016