Die Giraffe weiß: Ein unachtsamer Moment kann ihr das Leben kosten. Schließlich sind die Kalahari-Löwen nicht nur besonders groß, sondern auch ziemlich gerissen. Sie sind die einzigen ihrer Art, die im Rudel jagen und sogar einem Elefanten gefährlich werden können. Endlich nach einer schieren Ewigkeit, beugt sie den langen Hals und trinkt, nicht ohne vorher noch einmal die Umgebung geprüft zu haben. Danach verschwindet das schöne Tier wieder in den kargen verbrannten Bäumen und läuft entlang der sandigen Wege, die als Straßen genutzt werden. Staub ist hier der stete Begleiter, verbrannte Büsche, strohiges Gras und Sträucher mit Dornen, die so stark sind, dass sie sich durch Autoreifen bohren. Hier ist fast jedes Element der Natur auf Selbstverteidigung ausgelegt. Die Sonne lacht freundlich, aber unbarmherzig. Die wenigen Menschen, die sich in diesen Glutofen wagen, sehnen den ersten Regen herbei.
Darth Vader auf dem Beifahrer-Sitz
Zwei Tage geht es mit einem modifizierten Amarok durch die unwirkliche Landschaft, die im Grunde erst vor einigen Jahren komplett erschlossen wurde. Damit der VW Pickup diese Tortur auch aushält, hat Matthias Göttenauer die Fahrzeuge an entscheidenden Stellen verändert. Die meisten Teile kann man bei Volkswagen bestellen. Der Kalahari Amarok hat insgesamt fünf Zentimeter mehr Bodenfreiheit: 2,5 Zentimeter werden durch andere Federn und Dämpfer erreicht, 2,5 Zentimeter durch größere Reifen. Die Schweller sind mit sogenannten Rockslidern verkleidet, das Getriebe, den Motor und das Differential schützen spezielle Alubleche. Ein gigantischer Schnorchel, der sich von der Motorhaube über die A-Säule bis ans Dach erstreckt, sorgt dafür, dass der Motor im Sand oder bei der Durchquerung von Wasser immer saubere Luft zum Atmen bekommt. Die Menge ist genauso groß, wie bei einem normalen Luftfilter, sonst würde die Garantie erlöschen.
Durch die Verwirbelungen fallen die schweren Sandkörner in den Filter. Wenn das Rohr Luft ansaugt, klingt das, als wenn Darth Vader atmet und jeden Moment die Worte "Luke, ich bin Dein Vater" durch die schwarze Maske herauspressen würde. In der Wüste schlägt sich der Amarok mit seinen 180 Diesel-PS wacker. Weder knietiefe Löcher, noch die Hitze von über 40 Grad oder der Staub, der sich durch alle Spalten und Ritzen zwängt, können dem Wolfsburger Pickup etwas anhaben. "Die Fahrzeuge sind jetzt seit 14 Monaten Nonstop im Einsatz, sind von Deutschland nach Afrika und wieder zurückgefahren und wir hatten keinen größeren Defekt. Nicht einmal einen Reifen haben wir platt gemacht", erzählt Göttenauer, der auch in einem Toyota-Forum aktiv ist und für diese Leistungsbilanz des VW-Pickups dort Verwunderung erntet.
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 24. November 2015