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- Veröffentlicht: 13. Juni 2016
Das Sammelsurium der Pakete und Sonderausstattungen ist bei den Stadtgesandten aus München und Stuttgart gleichermaßen gigantisch. Langer Randstand, Fond-Entertainment, klimatisierte Einzelsitze oder exklusivste Lederinterieurs brezeln die Luxuslimousinen ebenso auf wie Schiebe- oder Panoramadächer, belederte Designdetails oder Hightech-Sound mit illuminierten Boxensystemen. Man merkt schnell: man ist in der automobilen Champions League unterwegs, wo sich nur die besten auf lange Jahre halten. Der Reisekomfort ist auf längeren Strecken ein wahrer Genuss, während Massagefunktionen oder Sitzbelüftungen bei BMW 730d oder Mercedes S 350d gleichermaßen die hohen Ansprüche nicht erfüllen können.
Beim Komfort setzt die Mercedes S-Klasse trotz des zunehmend aufbegehrenden BMWs Maßstäbe. Das fängt bei der nahezu perfekten Federung an und führt über den flüsterleisen Innenraum über weiche Lederstühle bis hin zu einer Lenkung, von der sich nicht nur ambitionierte Fahrer mehr Direktheit und Rückmeldung wünschen. Man fühlt sich wohl in der S-Klasse und genießt den alles andere als aufdringlichen Reiseluxus auf jedem Kilometer. Dem gegenüber bietet der BMW 730d die breitere Spreizung. Auch sein Komfort ist vorbildlich, wenn gleich ihm die Entkopplung des Stuttgarter Konkurrenten fehlt. Dafür bieten sein Fahrprogrammschalter an der Mittelkonsole deutlich mehr Möglichkeiten als die S-Klasse. Im Sportmodus geht es stramm zur Sache, während der Adaptiv-Modus eine nahezu perfekte Kombination für den Alltagsverkehr bietet. Nur auf schlechten Fahrbahnen wünscht man sich einen Comfort-Plus-Modus, der Unebenheiten noch weicher wegbügelt.
Wie unterschiedlich zwei klassengleiche Konkurrenten sich den perfekten Innenraum vorstellen, lässt sich an den beiden Konkurrenten aus München und Stuttgart beeindruckt ablesen. Der BMW 730d offeriert das deutlich modernere Interieur und eine einfachere Bedienung. iDrive und die Bedienmodule setzen nicht nur in der Luxusliga längst das Maß der Dinge. Wenig Mehrwert bietet die Gestensteuerung, deren wenige Befehle man zum Glück auch ausstellen kann. Erstmals in einem BMW ist der Bildschirm in der Mitte mit einer Touchfunktion versehen, was besonders im Navigationsmodus nennenswerte Vorteile bietet und die berührungsempfindliche Oberfläche des iDrive-Controllers überflüssig macht. Etwas enttäuschend sind die Dimensionen der beiden Displays, die die Informationen für Fahrer und Passagiere deutlich weniger imposant als bei dem Sternenmodell in die Szene setzen. Die Komfortsitze des BMW 730d sind strammer gepolstert als die kuschelweichen Stühle des Mercedes S 350d. Auf Augenhöhe liegt das Platzangebot. Das gilt für die Insassen, die auch in den Kurzversionen jeden Kilometer genießen, ebenso wie für den Laderaum, wo S-Klasse und 7er mit 510 bzw. 515 Litern ebenso gleichauf sind, wie in vielen anderen Kategorien. Da macht der Preis keine Ausnahme. Der Mercedes S 350d wird ab 82.229 Euro angeboten. Ein ähnlich ausgestatteter BMW 730d kostet 82.600 Euro. Dabei sind die Preise Augenwischerei, denn mit einer klassenüblichen Komfortausstattung liegen beide Modelle bei weit über 100.000 Euro. Ein echter Sieger ist in diesem Vergleichstest daher kaum auszumachen. Letztlich liegt der BMW 730d Dank seines besseren Dreiliter-Diesels und des deutlich geringeren Leergewichts knapp vor dem Mercedes S 350d, der abgesehen von dem marktirrelevanten Mercedes S 300h die einzige Möglichkeit auf einen kraftvollen Diesel ist. Im kommenden Frühjahr kommt ein neuer Audi A8. Ob der den beiden gefährlich werden kann? Abwarten.
Fotos: press-inform