Genau dieses Szenario will man in Wolfsburg verhindern. Deswegen besann man sich alter Stärken und Vorgehensweisen. Im Klartext. Auch bei den ADAS-Systemen (Advanced Driver Assistance System) und dem Infotainment wird wieder geklotzt. Unter der Oberaufsicht von Audi rief man im Juli 2020 die Softwareschmiede Cariad ins Leben, um mit einer konzernweiten Kraftanstrengung den Sprung an die Technologiespitze zu schaffen. Doch mit diesem Ansinnen steht die VW-Tochter nicht alleine da. Also ist ein weltweiter Krieg um die fähigsten Soft- und Hardwareentwickler entbrannt. Mittlerweile hat die VW-Tochter den 1.000 Software-Ingenieur eingestellt. Lara-Marie Volkmann wird an autonomen Fahrsystemen tüfteln.
Ambitionierte Ziele
Zum Vergleich: Tesla-Chef Elon Musk hat der US-Technikseite "CleanTechnica" verraten, dass "der Tesla Autopilot das Ergebnis der Arbeit von 300 extrem talentierten Ingenieuren" ist. Also Klasse statt Masse. Das ändert nichts an der Tatsache, dass die Amerikaner weiter kräftig rekrutieren. Auch für die Gigafactory Berlin-Brandenburg in Grünheide. "Der ADAS-Testingenieur soll die Autopilot-Firmware testen, um die Einhaltung der Vorschriften für das Fahrzeug in den lokalen Märkten sicherzustellen", heißt es in einer Stellenausschreibung des US-Autobauers.
Die Ziele des VW-Konzerns bleiben indes ambitioniert: Spätestens im Jahr 2026 soll das autonome Fahren des Level 3 möglich sein und mehr. Den Anfang macht das Projekt Artemis, ein effizienter Elektro-Audi "Artemis kommt mit Level 3-Fähigkeiten auf den Markt, hat aber Level 4 im Bauch", verkündet Cariad-CEO Dirk Hilgenberg. Allerdings bleiben auch bei den zukunftsgerichteten Software-Entwicklern das Kompetenzgerangel der alten Konzernwelt nicht aus. Der Artemis-Chef Alex Hitzinger hat das Unternehmen mittlerweile verlassen. Auf eigenen Wunsch, wie es heißt. Hitzinger hatte mit seinem Team das Artemis-Projekt vorangetrieben, auch außerhalb der etablierten Konzernstrukturen. Offenbar ist die Zeit des Freestyle-Agierens vorbei. Die Konzernräson regiert nach wie vor und da sind Extratouren nicht gerne gesehen. Zu viel steht auf dem Spiel. Gut möglich, dass Hitzinger das Kommando "Zurück ins Glied" nicht besonders geschmeckt hat.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 23. Oktober 2021