Jetzt kommt Toyota und will den Erfolg des Hybrid-Prius wiederholen. Ähnlich wenig ansehnlich, aber technologisch allemal mutig, feiert der Toyota Mirai in den nächsten Wochen seine Premiere auf dem Heimatmarkt als erstes Serienfahrzeug mit Wasserstoffantrieb. Riesige Kühlöffnungen, zu kleine Räder und verwirrende Katamaranformen charakterisieren den Mirai, der mit einer Tankfüllung bis zu 500 Kilometer zurücklegen soll und 178 km/h schnell ist. Überraschenderweise bleibt Toyota bei dem vergleichsweise betagten Nickel-Metall-Hydridakku. "Es ist ein bisschen wie beim Kampf von Don Quijote", lacht Satochi Ogiso, Cheftechniker des Toyota Mirai, "viele halten Wasserstoff für Blödsinn. Aber das haben viele auch beim Prius gedacht."
Nicht den Anschluss verlieren
Genau das ist das Problem. So eine Fehleinschätzung wie beim ersten Volumen-Hybriden soll nicht wieder passieren. Deshalb haben insbesondere die deutschen Autohersteller ihre Ohren gespitzt und über die Jahre große Entwicklungsabteilungen für Brennstoffzellentechnik aufgebaut. Denn auch wenn sich in Deutschland die Toyota Prius ähnlich wie alle anderen Hybriden in Europa nach wie vor die Reifen in den Verkaufsräumen platt stehen, dürfte es mittelfristig einen wahren Hybridboom geben. Der Prius verkauft sich in den USA jährlich rund 270.000 Mal; bis zu 70.000 Fahrzeuge davon werden allein in dem grünen Bundesstaat Kalifornien verkauft. Dass viele der Eigentümer den Prius insbesondere als Öko-Statussymbol neben Luxuskarossen und Sportwagen in der Einfahrt stehen haben, passt zu einem Bundesstaat, der als achtgrößte Wirtschaftsmacht der Welt den schönen Schein über nahezu alles stellt.
Den Anschluss verlieren, und sei es auch nur in der Außenwirkung, das darf nicht noch einmal passieren. Auch wenn der ebenfalls milliardenschwere Elektrohype längst einer weitgehenden Desillusion gewichen ist, soll das Feld des Wasserstoffs nicht unbeackert bleiben. Das gibt Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg unumwunden zu. "Wenn schon 1.000 Erdgas-Tankstellen bei uns in Deutschland als zu wenig empfunden werden, wie soll man dann mit so wenig Stationen die Brennstoffzelle bringen", fragt Ulrich Hackenberg, "wir können das Tankstellennetz nicht aufbauen und unser Angebot allenfalls parallel zur Infrastruktur erweitern." Derzeit gibt es in Deutschland gerade einmal ein gutes Dutzend Tankstellen. Im Rahmen einer der zahllosen Wasserstoffalternativen sollen es zunächst 50 werden. Jedoch räumt Audi-Entwicklungschef Hackenberg ein, dass man den Anschluss nicht verlieren wollte, falls der Markt doch einmal anspringe. "Wir wollen Flagge zeigen und beweisen, dass wir diese Technik beherrschen. Mit unserer Plattformstrategie können wir sie variabel verbauen."
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- Veröffentlicht: 24. November 2014