Gleiches macht das Fahrzeug in der kalten Jahreszeit aber auch von selbst. Denn die aufgezogenen Winterreifen haben eine zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 240 Kilometern pro Stunde. Und da auch ein stolzer Brite nicht das Ende der PS-Fahnenstange ist und es stets mindestens einen Verkehrsteilnehmer gibt, der noch mehr Wumms unter der Haube hat, wird es kribbelig. Hat sich auf der freien Autobahn ein vom Motorengeräusch und Design herausgefordert fühlender Sportwagenfahrer im Windschatten verankert und die Tachonadel, beziehungsweise die digitale Tempo-Anzeige schnellt gen werksseitig installiertem 240er-Limit, muss gehandelt werden. In diesem Falle muss rechtzeitig auf die rechte Spur gewechselt werden, da ansonsten der Hinterherfahrende einfach durch einen durchfährt, da der Begrenzer so stark eingreift und es dem Hintermann in keinster Weise signalisiert wird. Hier sollte und muss dringend nachgebessert werden.
Wasserträger
Die eben noch vorbeigeschossene Sportwagenkonkurrenz macht wiederum beim nächsten Tunnel gern Platz, da hier der Sound eines vollbelasteten McLaren inklusive Schaltvorgang einfach unglaublich ist. An die guten alten und vor allem lauten Formel 1-Tage erinnernd kommt einem solch eine Balz-Fahrt tatsächlich wie eine kurze Zeitreise vor. Denn neben dem Grand Prix-Kopfkino zeigt die Reichweitenanzeige nach dem Passieren des rund einen Kilometer langen Tunnels plötzlich nicht mehr 250, sondern nur noch 80 Kilometer an. Ein Blick auf die Uhr zeigt schnell, dass dies offensichtlich nur an der ständig den aktuellen Gasfußeinsatz hinzuziehenden Reichweitenberechnung und keineswegs an einem Wurmloch liegt. Da werden schnell aus den 8,4 Litern über 30. Aber Spaß hat ja schon immer mehr gekostet als Langeweile. Unbezahlbar hingegen sind die Blick von Kindern, wenn sich zum ersten Mal die Scherentüren gen Himmel öffnen. Kurz die hinter den Kopfstützen verstaute Sitzerhöhung auf den Copiloten-Sitz gelegt und los geht die erste Spritztour mit dem Nachwuchs. Allerdings beginnt die in den meisten Fällen mit blankem Unverständnis und einer verdrückten Träne. "Warum müssen die Flügel runter? Ich dachte wir fliegen jetzt!", tönt es von rechts. Wer die Chance hat, sollte daher auf einem Parkplatz auch mal kurz mit offenen Türen die eine oder andere Runde fahren, damit diese Tränen wenigstens schnell trocknen.
Richtig zum Heulen ist es einem Supersportwagen-Fahrer, wenn es darum geht Garagenauffahrten, Straßeneinbauten oder ähnliches zu meistern. Wäre da nicht die Möglichkeit per Lenkstockhebel die Fahrzeugfront um ein paar Zentimeter anzuheben, würde es regelmäßige Rückstaus geben. Wer jetzt glaubt, dass der Weg zur und letzten Endes auch in die Einzel-Garage Gründe zur Freude sind, wird eventuell beim Versuch die Fahrertür zu öffnen doch noch enttäuscht und muss rückwärts wieder herausrollen. Hier gilt es unbedingt genau nachzurechnen, ob alles passt. Und auch das Kofferraumvolumen, was im Falle eines McLaren unter der vorderen Klappe zu bestaunen ist, sorgt bei praktisch veranlagten Menschen nicht gerade für Begeisterung. Ein Kasten Wasser oder ein DHL-Paket der Größe M passen, mehr auch nicht. Wird im Winter noch der Plastiküberzug für den roten Flitzer transportiert, wird es richtig eng.
- Details
- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 06. Februar 2017