Das Leder des Sitzbezuges wird auch bei der Luxusmarke Louis Vuitton verwendet und die Holzapplikationen im Armaturenbrett stammen von ausgesuchten französischen Oliven-Eschen, die älter als 100 Jahre sein müssen. Die Verarbeitung und der Materialmix erreichen fast Audi-Niveau. Auch wenn man an manchen Schaltern und den konventionellen analogen Rundinstrumenten noch einen Unterschied erkennt. Sensoren überwachen ständig die Luftqualität im Innenraum und zwei Filter der Vier-Zonen-Klimaanlage reinigen diese - angesichts des Smogs, der in den chinesischen Metropolen herrscht, ein sinnvolles Detail. Damit der Lärm auch draußen bleibt, befindet sich eine 0,76 Millimeter dicke Polyvinylbutyral-Folie (PVB) zwischen den Doppel-Glasscheiben. Der Kunstgriff gelingt: Der Phideon ist innen angenehm leise, auch wenn das leichte Knurren des Vierzylinders dennoch vernehmbar ist.
Zwei Motoren
Für Musik-Fans sorgt ein 730-Watt-Dynauto-Sound-System mit 16 Lautsprechern für knackigen Klang. Die geschätzten Passagiere müssen sich nicht einmal anstrengen, die Türe vollständig zu schließen, das besorgt die Elektronik. Damit der Champagner auch immer richtig gekühlt ist, gibt es bei der Top-Ausstattung Flagship auch einen Kühlschrank zwischen den beiden hinteren Sitzen. Der fasst elf Liter und kühlt bis zu minus sechs Grad. "Damit bleibt auch Eiscreme kalt", freut sich Jörg Hitpass. Wenn man die Vollausstattung ordert, steigt der Preis der VW-S-Klasse auf 600.000 Yuan (rund 80.000 Euro).
Die Feinheiten kommen nicht von ungefähr: Der VW Phideon teilt sich die Plattform mit dem Audi A6 und hat modernste VW-Technik und Assistenzsysteme an Bord: unter anderem Nachtsicht, toter Winkel, 360 Grad Kamera, Spurwechsel-Warner und ein Head-Up-Display. Zwei bekannte Motoren stehen zur Auswahl. Der Zwei-Liter Turbo-Benziner mit 165 kW / 225 PS und der Kompressor-Sechszylinder mit drei Litern Hubraum und 220 kW / 300 PS. Im Zusammenspiel mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe geben beide Triebwerke eine gute Figur ab. Der Vierzylinder ist für den hiesigen Großstadtverkehr und entspannte Autobahnfahrten ausreichend kräftig. Allerdings gibt es den kleineren Benziner nur mit Frontantrieb und Stahlfahrwerk, das aber seinen Federungs-Job gut verrichtet. Wer auf Luftfederung und permanenten Allrad besteht, muss zum kräftigeren Modell greifen, das Unebenheiten ebenfalls locker wegsteckt. Da der Phideon zunächst nur für den chinesischen Markt bestimmt ist, ist der Komfort die ganz große Stärke des Newcomers. Sobald es dynamisch zur Sache geht, taucht der gut 1,8 Tonnen schwere Phideon selbst beim Fahrmodus "Sport" beim Anbremsen vorne ein und auch die Lenkung lässt die europäische Straffheit vermissen. Wobei der kräftigere Benziner dank des maximalen Drehmoments von 400 Newtonmetern souveräner wirkt als der kleine Antriebs-Bruder und den Nobel-VW entspannt in 6,1 Sekunden auf 100 km/h und erst bei 250 km/h durch die Elektronik gestoppt wird.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 18. August 2016