Neben der friedlichen, aber durchaus ausgelassenen Stimmung, die von der einen oder anderen knapp bekleideten Schönheit für ihre Tanzshow ausgenutzt wird, feiern sich die GTI-Jünger eigentlich ausschließlich selbst. Hier ein Golf mit Lambo-Türen, dort ein Golf mit Bodenkontakt und drüben ein Golf mit einem echten Steuerrad und Holzinterieur. Die Artenvielfalt an diesen lautesten Tagen der Marke Volkswagen lässt sich kaum in Worte fassen - die Fantreue allerdings auch nicht. "Ich bin innerhalb eines Tages 1.800 Kilometer aus Minsk hierherunter gefahren. Warum? Weil ich es geil finde. Schlaf wird doch völlig überbewertet", lacht Artem Blackline mit kleinen Augen. Und auch der Besitzer und Schöpfer des wohl außergewöhnlichsten Golfs dieser Tage, Simon Kamm, hat einiges auf sich genommen, um hier dabei zu sein. "Wir sind 600 Kilometer mit unserem Eigenbau inklusive Segelboot-Anhänger über die Pässe gefahren. Na gut, die Polizei hat mir irgendwas zwischen 120 und 200 Euro wegen des Lenkrads abgeknüpft, aber wir sind mit unserer aus sechs Autos bestehenden Truppe heil hier angekommen - und das ist die Hauptsache", grinst der 27-Jährige und lehnt sich müde in seinen Sonnenstuhl zurück.
Poledance und viel Gummi
Überhaupt scheint die Ruhe, die auch noch gegen Nachmittag in Reifnitz herrscht, irgendwie daher zu rühren, dass die Nacht bei den meisten Teilnehmern und Besucher recht kurz war. Da zählt der extra aus aller Welt zusammengeflogene VW-Vorstand, der sich einen Besuch beim 35. GTI Treffen nicht entgehen lassen wollte, wie ein echter Jungbrunnen. VW-Chef Herbert Diess geht direkt in die Offensive: "Wir haben in diesem Jahr ja nicht nur schöne Dinge zu sagen gehabt. Da bin ich richtig froh hier zu sein. Ich bin zwar zum ersten Mal erst hier, doch kann ich sagen, dass ich zudem froh bin, dass die anderen Marken in diesem Jubiläumsjahr nicht hier sind." Gemeint sind Audi, Skoda und Seat, die in den vergangenen Jahren große Areale für ihre eigenen Fahrzeuge in Beschlag hatten. Und auch VW-Marketingvorstand Jürgen Stackmann ist sichtlich begeistert bei seinem insgesamt sechsten Besuch des GTI Treffens am Wörthersee: "Ich bin saufroh, dass wir in diesem Jahr die einzige Marke hier sind." Einen kurzen Schreckensmoment gab es während des gelösten Auftritts der sympathisch wirkenden Vorstandsmitglieder dann aber doch noch, als ein Besucher die Bühne betritt. Jedoch nicht mit böser Absicht und auch nicht mit der eigentlich zu erwartenden Frage nach Abgasen und Co., sondern: "Was passiert denn mit dem R-Golf?" Nach einer kurzen und freundlichen Stackmann-Antwort a la "Erstmal feiern wir hier den GTI" schiebt Herbert Diess überraschender Weise noch schnell hinterher: "In Zukunft könnte es wahrscheinlich auch einen rein elektrisch angetriebenen GTI geben. Doch davon sind wir noch ein wenig entfernt."
Bis dahin werden sich immerhin 400 glückliche Kunden mit dem beim diesjährigen GTI Treffen seine Weltpremiere feiernden stärksten Serien-GTI der Welt, dem Clubsport S, begnügen müssen. Der nun 310 PS starke Wolfsburger gehört damit zu den automobilen Highlights des Fan-Festes. Überhaupt wirkt das Treffen wie eine große Verkaufsveranstaltung zahlloser Zubehörunternehmen, T-Shirt- und Aufkleber-Herstellern sowie Fressbuden und Bierständen. Zumindest sorgen auf dem Gummiplatz, der seinen Namen an diesen Tagen völlig zurecht trägt, ein paar Künstler auf ihre eigene Art und Weise für offene Münder und den einen oder anderen Hustenanfall. Ob auf einem, zwei oder vier Rädern - hier wird ordentlich Gummi gegeben. Im Zweifel solange, bis es laut knallt und der Satz Hinterreifen unter lautem Gejohle der Fans in tausend Teile zerfetzt. Aufgelockert von den vier sympathischen Mädels der Amateur-Tanzgruppe LaPassion, die sowohl am Tag als auch am späten Abend Auftritte vor unzähligen Zuschauern durchziehen, kristallisiert sich die große Eventbühne als Mittelpunkt des GTI Treffens heraus. Gegenüber geht es dank Poledance-Einlagen etwas freizügiger zur Sache - jedem das Seine.
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 05. Mai 2016