3,94 Meter tiefer greifen die je 150 Kilogramm schweren acht Räder des Armadillo nach Traktion. Aus seinem zwölf Liter großen V8-Dieselmotor holt er 480 PS. Bis Tempo 150 soll er ohne Probleme spurten. Einen großen Anteil daran hat natürlich das 2.350 Newtonmeter starke Drehmoment. "Unsere Kunden wollen ihrem stressigen, wenn auch ertragreichen, Alltag entfliehen. Und mit Entfliehen meine ich auch Entfliehen. Sie wollen dahin fahren, wo kein anderen hinkommt", erklärt der Geschäftsführer weiter. Und mit was für einem Gefährt wäre das einfacher, als mit dem 12-Gang-Automatik-Monster? 38,5 Zentimeter Bodenfreiheit, 1,20 Meter Wattiefe und eine Reichweite von bis zu 2.300 Kilometer lassen die Suche nach einer technischen Achillesferse nahezu endlos werden. Na gut, die 2.300 Kilometer Reichweite schafft er nur, wenn er ganz sanft bewegt wird und dann nur 35 Liter auf 100 Kilometern aus den beiden 400 Liter fassenden Treibstofftanks nippt. Aber weder dieses noch die nur erreichte Euro5-Norm stört hier in China irgendeinen Superreichen.
Positiv verrückt
Dass dem Armadillo-Team das genauso egal sein darf, liegt auch daran, dass von den drei verkauften Exemplaren pro Jahr, kein einziges das Land verlässt. "Unsere Kunden kommen bislang ausschließlich aus China. Natürlich gibt es auch Anfragen aus Europa. Aber dabei bleibt es dann eigentlich auch. Ein großes Problem würde der After-Sales-Bereich darstellen. Soll heißen, wir können schlecht in Europa einen Service anbieten, sollte mal was mit dem Fahrzeug sein. Das wäre schlicht zu teuer", gibt Alex Qian zu bedenken. Dabei kennt der größte Teil der Monstrosität den Weg aus dem rund 8.800 Kilometer entfernten Österreich nur zu gut. "Nach der Unterschrift dauert es acht Monate, bis der Kunde sein fertiges Gefährt in Empfang nehmen kann. Allein fünf Monate braucht die 300.000 Euro teure Karosserie, um in Österreich produziert und innerhalb eines Monats über den Seeweg nach Shanghai verschifft zu werden. Wir erledigen in Huzhou, 150 Kilometer westlich von Shanghai, den Rest, sprich den Aufbau und alles weitere", sagt Alex Qian, zu dessen Team auch der deutsche Ingenieur Michael Mohnwell zählt.
"Michael lebt seit neun Jahren in China und ist, genauso wie wir alle, ziemlich positiv verrückt. Doch scheint es genau das zu sein, was unser Karosserie-Lieferant und Partner MAN so an uns schätzt. Von Anfang an haben sie uns mit Geld und Messeauftritten unterstützt. Gleichzeitig gehören wir zu 30 Prozent Unimog und beziehen eine Menge Bauteile sowohl aus Deutschland als auch aus den Niederlanden." Sollte es einer der solventen Kunden tatsächlich mal darauf anlegen, dem Armadillo Conquistador F sein Ursprungsland zu zeigen, braucht er immerhin nur knapp vier Mal an der Tankstelle halten. Außer, die gewaltigen Photovoltaikanlage auf dem vorderen Dach bekommt nicht genug Sonne ab. Dann könnte, da ein separater Dieselmotor ebenfalls zur Stromerzeugung genutzt wird, doch der eine oder andere Tankstopp hinzukommen. Da ist es schon fast einfacher, sich gleich einen Tankwagen hinten dranzuhängen - ein Problem hätte der Eroberer der Einöde sicher nichts.
Autor: Marcel Sommer Stand: 25.04.2016
Fotos: Marcel Sommer
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 25. April 2016