Der Mehari war mit seinem winzigen 0,6-Liter-Triebwerk (22 kW / 30 PS) selbst zu seiner Zeit puristischer den je. Kaum Instrumente, wenige Schalter, abwaschbare Sitzschalen und statt jeglichem Komfort gab es mächtig Fahrspaß. Selbst Gendamerie und Feuerwehr holten sich das praktische Allzweckmobil in den Fuhrpark. Und dass obschon das spindeldürre Lenkrad beinahe horizontal aus dem Armaturenbrett ragte und die Pedale in luftiger Höhe nicht nur Fahrer mit kleinen Füßen vor allerhand Probleme stellten. Der aus dem 2 CV bekannte Zweizylindermotor eignete sich gestern wie heute eher für einen Rasenmäher oder eine Schneefräse, denn für einen fahrbaren Untersatz und trotzdem ist die offene Badewanne ein Launemacher. Die Neuauflage auf Basis des Citroen Cactus bietet immerhin 1,2 Liter Hubraum, drei Zylinder und flott schnatternde 110 PS. Das reicht allemal, um am Strand seinen Spaß zu haben. Statt eines sinnvollen Allradantriebs gibt es nur wechselbare Grip-Control-Fahrprogramme für mehr Traktion. In einem etwaigen Serienmodell sicher zu wenig.
Abwaschbarer Innenraum
Stehen Mehari und Cactus M nebeneinander wirken sie wie Großmutter und Enkelin - tiefste Vergangenheit und visionäre Zukunft - und doch liegen sie nicht nur auf den zweiten Blick mit azurblauem Meer im Hintergrund näher aneinander denn je. Dem Nachwuchs-Cactus-M sieht man seine Abstammung beim ohnehin ungewöhnlichen Cactus natürlich an. Daran ändern auch die steil stehende Windschutzscheibe, die erhöhte Bodenfreiheit und die Geländereifen nichts. Schon nach ein paar Metern Fahrt in Wurfweite des Meeres merkt man der Studie des Cactus M an, dass es sich um ein Showcar, ein Einzelstück handelt, das auf der IAA viele Blicke auf sich zog. Um abseits befestigter Wege zu überzeugen sind Messemodelle wie der Cactus M nicht gemacht. Sie sollen optisch begeistern, einen verzaubern und so Lust Machen auf eine reale Serienumsetzung.
Doch vergleicht man die holperige Fahrt am Steuer des azurfarbenen Prototypen mit dem, was einem gerade der historische Mehari zugemutet hat, fühlt man sich mindestens so verwöhnt wie in einem Serien-Cactus. Die großen Kunststoff-Türen erinnern an die Wackel-Konstruktion aus dem Mehari; verbinden die Buggy-Gene mit stoßunempfundlichen Airbumps des Cactus wie eine zweite Haut. Die rustikale Beschichtung findet sich zum Beispiel auch auf dem Ladekantenschutz wieder. Sie trotzt leichten Stößen, Salzwasser und nimmt Lackkratzern den Schrecken. Im Innern präsentiert sich der Cactus M noch spartanischer als sein Serien-Bruder Cactus. Geblieben sind jedoch die zwei Bildschirme auf dem Armaturenbrett und eine handvoll schlichter Schalter, über die selbst die Gänge eingelegt werden. Wie es sich für ein Surfermobil gehört, fehlen dem Cactus M im Normalbetrieb so überflüssige Details wie ein Dach oder Seitenscheiben. Stattdessen können die Surfbretter mit zwei Handgfriffen im Trägersystem auf Windschutzscheibenrahmen und Überrollbügel befestigt werden. Die Sitze sind ebenso wie das Armaturenbrett mit farbenfrohem Neoprenstoff bezogen un d trotzen so selbst Salzwasser. Der Innenraum des Cactus M lässt sich mit dem Schlauch abssspritzen und das Wasser läuft wie von Geisterhand durch den perforierten Fahrzeugbogen ab. Für den Fall der Fälle gibt es Notverdeck.
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- Veröffentlicht: 25. Oktober 2015