Den Anfang mach die S-Klasse, die ab Mitte des nächsten Jahres mit dem Robo-Chauffeur zu haben sein wird. Zwei, drei Monate später ist dann das Elektro-Flaggschiff EQS dran. Wie hoch der Aufpreis sein wird, kann Markus Schäfer noch nicht sagen. Der Vorstand für technische Entwicklung rechnet aber damit, dass die Nachfrage durchaus hoch sein wird. "Das hat das Interesse am Hyperscreen gezeigt, das unsere Erwartungen übertroffen hat", erklärt der Manager. Allerdings schauen die Besitzer der aktuellen S-Klasse in die Röhre. Aufgrund des hohen technischen Aufwands sei das System nicht nachrüstbar. "Wir sind immer offen für eine zweite S-Klasse im Fuhrpark", schmunzelt Markus Schäfer augenzwinkernd. Der Aufpreis für das System soll nicht astronomisch hoch sein. Das Ausrollen auf andere Segmente steht noch in den Sternen, sei aber technisch möglich.
Cybersecurity muss gewährleistet sein
Der Weg zu diesem Auto-Piloten war steinig. Damit das System funktioniert, musste gemeinsam mit den Lieferanten eine neue LIDAR-Einheit und neue leistungsfähige Kameras entwickelt werden. Die Software haben die Mercedes-Ingenieure selbst geschrieben. Sicherheit steht bei Mercedes ganz oben. Eigenständig zickzackfahrende S-Klassen wären für das Image des deutschen Premiumautobauers alles andere als zuträglich. "Deswegen dauern manche Sachen etwas länger", sagt Markus Schäfer. Dazu kommen noch die etlichen Erprobungskilometer, um das System standfest zu bekommen. Anders als Tesla-Chef Elon Musk, der der "New York Times" zufolge der festen Meinung ist, dass kamerabasierte Systeme reichen, um den Autopiloten alltagstauglich zu machen, setzen die Mercedes-Ingenieure auf ein ganzes Bündel von Sensoren, Kameras und Radareinheiten. "Wichtig ist die Redundanz", erklärt Markus Schäfer. Mindestens zwei Systeme müssen immer funktionsfähig sein und den Verkehr überwachen. Ist das nicht der Fall, muss der Fahrer wieder das Kommando übernehmen. Übrigens auch dann, wenn er einschläft oder Zeitung liest, weil da seine Augen nicht sichtbar sind.
Um die Haftung zu gewährleisten, wird jedes Fahrmanöver aufgezeichnet und das System muss ständig auf dem neuesten Stand sein. Deswegen sind neben der UN-Regelung Nr. 157 auch noch die UN-R 155 (Cybersecurity) und die UN-R 156 (Software-Updates) bei der Entwicklung eingeflossen. So soll sichergestellt werden, dass das Fahrzeug immer auf dem neuesten Stand ist und die Daten sicher sind. Letzteres ist wichtig. Nach dem deutschen Markt soll das System in den USA und in China auf den Markt kommen. Doch im Reich der Mitte können die Regularien von Provinz zu Provinz beziehungsweise in den großen Städten unterschiedlich sein, was die Zulassung verzögert. Shenzen hat jetzt den Anfang gemacht und die Parameter für das autonome Fahren festgezurrt.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 09. Dezember 2021