Oft wird vergessen, was für ein exzellenter Sportwagen der Mega-Lamborghini eigentlich war. Am deutlichsten wird das in den Jahrgängen 1988 bis Anfang 1990. Die Sonderauflage zum 25. Geburtstag verkaufte sich sagenhafte 658 Mal und ist bis längst begehrter denn je. Wer heute einen sucht, wird so schnell keinen finden. Geänderte Front- und Seitenspoiler sowie modifizierte Lufteinlässe unterscheiden das Sondermodelle äußerlich vom 1985 eingeführten Countach Quattrovalvole, bei dem die Vierventil-Technik erstmals zum Einsatz kam. Der letzte Countach wurde schließlich am 4. Juli 1990 produziert und rollte gleich ins angeschlossene Museum, während der erste Diablo vom Band lief. Selbst Nicht-25er-Editionen des Countach kosten aus dem Ende der 1980er Jahre schnell 200.000 bis 250.000 Euro. Die optisch und technisch seinerzeit oftmals verunglimpften Versionen der Endsiebziger und Anfangachtziger gibt es längst nicht mehr für 60.000 oder 80.000 Euro.
Wer einmal die Möglichkeit hat, einen der letzten Exemplare zu bewegen, kann sich glücklich schätzen. Es ist eng, das Einsteigen die Hölle und rückwärts einparken geht am besten mit offener Tür und rücklinks auf dem Türschweller sitzend. Die Grenzen der Fahrdynamik bestimmt allein der Fahrer, der mehr Pilot denn Führerscheininhaber sein sollte. 0 auf 100 km/h in unter fünf Sekunden ist machbar - wenn man seine Sinne und Motorik im Zaum hat. Im Rücken brüllt einen der 5,2 Liter große Zwölfender an, wohl um einen Anzufeuern, endlich mehr Gas zu geben. Mehr, immer mehr, bis es nicht mehr geht - die 455 PS machen alles möglich. Das maximale Drehmoment von über 500 Nm ist bei 5.200 Touren irgendwie kaum spürbar vorbei gerauscht. Man hat bei dem ohrenbetäubendem Lärm und einer zunehmenden Affenhitze anderes zu tun, als sich mit Zahlen zu befassen. Es geht wieder zurück in die bayrische Landeshauptstadt. Längst hat man sich mit dem entflohenen Flugobjekt aus der Area 51 arrangiert, nein angefreundet. Ist angeekelt und zugleich begeistert - fährt wie von der Tarantel gestochen. Erst bei 290 km/h ist auf der Autobahn das Ende des Schauspiels erreicht. Die Hände sind feucht, nein nass und es ist einfach nur geil. Mehr, mehr - haben wollen.
Zurück am Siegestor wird der Dämon aus Santa Agata abgestellt. Das Einparken ist selbst vorwärts der Horror. Die Lenkung schwer wie ein Medizinball, dazu sieht man exakt nichts. Zum Glück wird auf einen aufgepasst, denn das Münchner Publikum schart sich schnell um das Raumschiff, das zurück zu seiner Sternenflotte kommt. Den Zündschlüssel gedreht und aus. Die Tür schwingt nach oben und erst jetzt spürt man, dass durch die dreiteiligen Fenster nur ein müdes Lüftchen in den verbauten Innenraum gelangt war. Dieses Auto verschlägt einem den Atem - so oder so. Übrigens ganz nebenbei: Herzlichen Glückwunsch zum 50. Geburtstag, lieber Countach. Sieht man Dir an - zum Glück. Der wohl bekannteste Countach ist jedoch keines der 658 Modelle der 25er-Edition, sondern ein früheres Werk von 1979. Der Lamborghini Countach LP 400 S mit der Fahrgestellnummer 1121112 war einer der automobilen Hauptdarsteller in der Actionkomödie "Auf dem Highway ist die Hölle los" von 1981. 40 Jahre nach Erscheinen des legendären Streifens wird der schwarze Bolide wird vom National Historic Vehicle Register der US-Kongressbibliothek in die Liste der bis heute gerade einmal 30 Fahrzeuge aufgenommen, denen eine nationale Bedeutung für die Vereinigten Staaten von Amerika bescheinigt wird.
Fotos: Lamborghini
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- Veröffentlicht: 06. Oktober 2021