Als der Lamborghini Countach vor fünf Jahrzehnten seine feisten Walzen auf den Mutterboden setzte, hielt die Autowelt mehr als nur ein paar Sekunden den Atem an. Das spürt man bis heute. Ein Ausritt durch die Alpen hinterlässt schwarze Striche auf dem Asphalt, staunende Rinder und verwirrte Dörfler. In München glotzt nicht nur die verstörte Leopoldstraße.
Erdenbürger
Als der Lamborghini Countach vor fünf Jahrzehnten seine feisten Walzen auf den Mutterboden setzte, hielt die Autowelt mehr als nur ein paar Sekunden den Atem an. Das spürt man bis heute. Ein Ausritt durch die Alpen hinterlässt schwarze Striche auf dem Asphalt, staunende Rinder und verwirrte Dörfler. In München glotzt nicht nur die verstörte Leopoldstraße.
So hat man sich in den 70ern das Raumschiff von Buck Rogers vorgestellt und die Zylonen hätten vor dem Lamborghini Countach elektronisch winselnd die Flucht ergriffen. Schön ist anders, denn der Countach ist gestern wie heute eine Beleidigung fürs Auge. Eine fliegende Untertasse hat sich hinter irgendeinem schmuddeligen Sternenkreuzer mit einem Mittelklassevehikel vergnügt, erfolgreich kopuliert: das Ergebnis ist furchtbar, spektakulär, einzigartig und eine Sternstunde des Automobilbaus. Für die meisten hässlich wie die Nacht; doch fraglos eines der spektakulärsten Autos, die es je gegeben hat. Wie im Himmel - so auf Erden. Kein Lambo ist mehr Lambo als der Countach. Amen. Der düstere Retro-Countach, der heute durch die gewohnt überfüllten Münchner Gassen brüllt, unterscheidet sich unspektakulär wenig von den Gallardo- oder Huracan-Nachfolgern, die düster-martialisch verklebt ihre Prototypenrunden auf den Rennstrecken dieser Welt drehen.
Wie von einem anderen Stern
Man würde die Historie verkennen, würde man beim Gedanken an den Countach allein in Jubelarien verfallen. Als der Nachfolger des famosen Lamborghini Miura das automobile Licht der Welt erblickte, erzitterte die Sportwagenwelt in ihren Grundfesten. Ferrari schüttelte den unspektakulären 512 BB aus dem Ärmel, Porsche glänzte mit dem ersten 911 Turbo. Andere Gegner wie Aston Martin und Maserati waren zum Start der Flower-Power-Granate unpässlich. Dass sein kantiges Raketendesign polarisierte, wäre schlichtweg eine famose Untertreibung. Doch wer beim Quartettspiel auf dem Schulhof mit einem Countach seine Gegner ausstach, der brauchte in den nächsten zwei Tagen nicht mehr nach den Hausaufgaben zu fragen. Mehr Zylinder, mehr Hubraum waren damals kaum zu finden. Zu den schnellsten gehörte der 4,14 Meter lange Supersportwagen sowieso.
- Details
- Veröffentlicht: 06. Oktober 2021