Damit wird die Produktion billiger. Wohin die Reise geht, sieht man bei Tesla. Der umtriebige Chef Elon Musk hat bereits angekündigt, dem klassischen Handel die Rote Karte zu zeigen. Das Bestellen eines Autos soll per Smartphone mit wenigen Klicks möglich sein. Wenn nur wenige Optionen zur Auswahl stehen, reichen ein paar Wischbewegungen und das Wunschfahrzeug ist konfiguriert. Der klassische Weg, bei dem man sich in der Ausstellungsfläche eines Autohauses den Wagen begutachtete, sich von einem Verkäufer beraten ließ, gehört damit der Vergangenheit an. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schließungen der Autohäuser wirken dabei wie ein Brandbeschleuniger. Viele Kunden haben sich daran gewöhnt, Geschäfte digital abzuschließen. Das fängt bei der Bekleidung sowie Technikgeräte an und hört bei Automobilen auf.
Neue Partner
Ist damit der Autohandel außen vor? Nicht zwingend. "Parallel zu den Investitionen in die Online-Vertriebskanäle baut Volvo Cars gemeinsam mit dem Handel stärkere Kundenbeziehungen auf. Die Partnerbetriebe bleiben ein entscheidender Teil des Kundenerlebnisses und insbesondere in Märkten wie Deutschland die zentrale Anlaufstelle für Kunden: In den Volvo Autohäusern erfahren sie weiterhin kompetente Beratung und können Probefahrten vereinbaren. Auch wichtige Dienstleistungen wie die Verkaufsbemühungen, die Vorbereitung, Auslieferung und Wartung der Fahrzeuge liegt in der Verantwortung der Vertragspartner", heißt es bei Volvo. Dem stimmt auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) zu. "Letztendlich entscheidet immer noch der Kunde, wo er sich am besten beraten fühlt, und das ist in den meisten Fällen beim ausgebildeten Fachpersonal im Autohaus", sagt Präsident Jürgen Karpinski.
Dennoch bedeutet die Umstellung des Vertriebs für den Autohandel, dass die Marge, die man bisher beim Verkauf eines Wagens eingestrichen hat, wegfällt und damit auch eine nicht unwesentliche Einnahmequelle. Auch die Probefahrt steht auf der Kippe. Tesla-Chef Elon Musk hat angekündigt, dass man ein gekauftes Auto bei einem Kilometerstand von maximal 1.000 Meilen (rund 1.600 Kilometer) zurückgeben kann und den vollen Kaufpreis zurückbekommt. Ob dieses Angebot auf lange Sicht rentabel ist, wird sich zeigen. Es besteht die Gefahr, dass es zu einem Probefahrten-Nomadismus kommen könnte, ähnlich wie das bei Elektronikmärkten und TV-Geräten bei Großereignissen wie einer Fußball-Weltmeisterschaft der Fall ist. Da werden Geräte innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Frist, sprich nach dem Finale wieder zurückgebracht.
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 20. März 2021