Ganz anders der erste CLS mit seiner bogenförmigen Karosserie, der schmalen Fensterlinie, den ungewöhnlichen Frontscheinwerfern in L-Form und dem kecken Heck, das man so wohl von keinem Daimler erwartet hatte. Er wurde in einem satten rotmetallic erstmals als Visionsmodell auf dem Genfer Salon 2003 gezeigt und war mit seinem mutigen Look, dem hellen Lederinnenraum und einem mächtigen Panoramadach einer der großen Stars der Schweizer Autoshow. Die Studie unterschied sich abgesehen von Details nicht vom späteren Serienmodell, das 2004 vorgesellt wurde. Doch es war nicht nur das elegante Äußere, sondern auch das vergleichsweise kompromisslose Innere.
Keine Basismodelle - die richtige Taktik
Mutiger als bisher hat der Mercedes CLS vier und keine fünf Sitzplätze. Dabei ist es nicht so, dass man in einer Mercedes E-Klasse je bequem zu fünf hätte sitzen können. Doch hier konnte man bei der Konzeption so mutig sein und den mittleren Notsitz im Fond einfach mit einem Schubfach belegen. Zwei kleine Kopfstützen, die sich wie bei der E-Klasse auf Knopfdruck wegklappen ließen, unterstrichen den viersitzigen Ansatz des 4,91 Meter langen CLS, der als viertüriges Coupé verkauft wurde. Da drehte es sich zwar auch bei einigen Traditionalisten im Hause Daimler der Magen um und anders als von wilden Marketingschwurbeleien hatte Mercedes mit dem CLS auch kein neues Segment kreiert. Doch die Mischung aus Coupé und Viertürer, bisher zumeist aus italienischer Fertigung bekannt und von Engländern mal mehr, mal weniger erfolgreich, nachempfunden, war nun erstmals mit prächtiger deutscher Ingenieurstechnik kombiniert.
Zudem machte Daimler nicht den Fehler, den CLS für alle Kundengruppen erreichbar zu machen. Die schmächtigen Vierzylinder, bis heute in Sachen Image für viele Kunden ein No-Go, wurden außen vorgelassen und Handschalter blieben ebenfalls ein Tabu. Der schwächste im Bunde war der Mercedes CLS 320 CDI (später CLS 350 CDI) mit 224 Diesel-PS, sparsamem Realverbrauch und jeder Menge Drehmoment von 540 Nm für viele Kunden das beste Paket. Wer mehr auf Benziner stand, konnte sich zwischen CLS 350 (zunächst ohne Benzindirekteinspritzung) und CLS 500 entscheiden, die leistungsmäßig allzu nah beieinander lagen. Der 3,5 Liter große V6-Saugmotor leistet 200 kW / 272 PS, währen der 500er-Achtzylinder es auf 225 kW / 306 PS brachte. Wer noch mehr wollte, träumte sich in den CLS 55 AMG mit seinem wild wummernden V8-Kompressor. Das M-113-Triebwerk leistete stattliche 350 kW / 476 PS und ist bis heute wohl die perfekte Wahl für den knapp zwei Tonnen schweren CLS. Er ist bei vielen beliebter als der ab 2006 gebaute CLS 63 AMG mit seinem 6,2 Liter großen V8-Sauger, der mit 378 kW / 514 PS zwar mehr Leistung hatte, jedoch in Sachen Drehmoment (630 zu 700 Nm) deutlich das Nachsehen hatte, weil der Maximalwert erst bei 5.200 U/min anlag. Der Vorgänger tönte bollernder und warf seine 700 Nm bereits ab 2.600 U/min ins Feuer. Der Mercedes CLS 55 AMG war wegen seines hohen Drehmoments der einzige, der während seiner rund zweieinhalbjährigen Produktionszeit mit einer Fünfgangautomatik vom Band lief. Alle anderen Versionen hatten die modernere Siebengang-Variante. Keine großen Veränderungen gab es bei einer dünnen CLS-Modellpflege im Jahre 2008, als Lampendesign, Schürzen, Innenraumdetails und Motoren nur leicht geändert wurden.
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- Veröffentlicht: 05. Februar 2021