Wer Rolls-Royce früher nach der Leistung des Motors fragte, bekam als lapidare Antwort stets ein "Genügend". Nun stehen die Zahlen schwarz auf weiß im Leistungsheft - und genügend sind sie allemal. Wer den Startknopf drückt, der vernimmt zunächst ein leises, sehr leises dunkles Grollen. Zwölf Zylinder arbeiten da, akustisch perfekt gedimmt. Selbst, wenn man Vollgas gibt, wird es innen nicht mehr sehr viel lauter. Und Vollgas heißt: In 4,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h - ohne Rücksicht auf 2,7 Tonnen Gewicht und dem Luftwiderstand einer Wohnzimmeranrichte. Der offizielle Verbrauch im Drittelmix: 15,1 Liter auf 100 Kilometer. Mit einer Zwei vorne muss man im realen Fahrbetrieb allerdings immer rechnen - Super Plus, versteht sich.
Der Cullinan liefert beim Fahren genau die Leichtigkeit und Agilität, die er verspricht. Überholen schien bei unserer Testfahrt auf den Straßen der Emilia-Romagna fast unmöglich - erst recht, drei Sattelzüge auf einmal. Der Cullinan schafft das souverän, selbst bergaufwärts. Und dank Hinterradlenkung wieselt er locker-flockig durch die Serpentinen. Man vergisst schnell, dass man da den Gegenwert eines freistehenden Einfamilienhauses um die Kurven jagt. Die speziell abgestimmte 8-Stufen-Automatik von ZF kommt bestens mit dem Drehmoment von bis zu 900 Nm klar und hat mit "Low"-Taste sogar so etwas ähnliches wie einen Sportmodus: Die Gänge wechseln etwas später und aus dem Auspuff grollt es noch einen Tick tiefer.
Wer "einen Rolls" neu kauft, den beeindruckt kaum einmal der Preis. Entsprechend werden für den Cullinan Black Badge mindestens 374.255 Euro fällig - als Basispreis und nach Art des Hauses beliebig aufstockbar. Aber auch so sind das schon rund 60.000 Euro mehr als ein Cullinan ohne Black Badge.
Fotos: Wolff
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- Geschrieben von jürgen-wolff
- Veröffentlicht: 01. Dezember 2019