In den üppigen Radkästen laufen geschmiedete 22-Zoll-Räder, zwischen deren Speichen - erstmals in der Unternehmensgeschichte - knallrote Bremssättel hervorleuchten. Deren roter Lack wurde eigens entwickelt, um den hohen Temperaturen standzuhalten. Mit 1,84 Metern Höhe überragt der Cullinan problemlos einen durchschnittlich gewachsenen Mitteleuropäer. Zumindest darin allerdings täuscht der Name: Schwarz ist keineswegs die einzige Farbe, in der man den Cullinan Black Badge bestellen kann - es gibt ihn in allen 44.000 Lackfarben, die Rolls-Royce auch sonst anbietet. Und wer es sich leisten kann, der bekommt sogar eine eigene Farbe nur für sich - alles in mehreren Farbschichten aufgetragen und zehn Mal sorgsam von Hand poliert. Wem das immer noch nicht reicht, der kann als Kontrast die Coach Line ordern. Diese leicht erhabene Linie wird im Werk Goodwood von zwei eigens dafür drei Jahre lang geschulten Mitarbeitern entlang der beiden Fahrzeugseiten aufgetragen.
In 4,9 Sekunden auf Tempo 100
Innen der gewohnte Luxus, gepaart mit cleveren Ideen. Beispiel Sitze: Sie sind so weit in Richtung Tür gerückt, dass man besonders bequem ein- und aussteigen kann. Und die wie gewohnt gegenläufigen Türen selbst reichen so weit nach unten über die Schweller hinweg, dass man sich auch nach einer Ausfahrt ins Gelände die Hose nicht schmutzig machen kann. Innen herrscht die Atmosphäre eines britischen Clubs: breite und bequeme Sitze, ein gut gekühltes Fach für den Champagner samt Gläsern, weiches, handschmeichelndes Leder rundum, analoge Uhr und Anzeigen. Der Navigationsbildschirm verschwindet hinter einer Klappe im Armaturenbrett, wenn er nicht gebraucht wird, in den Rücklehnen der vorderen Sitze verbergen sich elektrisch ausfahrbare Tischchen und Tablet-Computer. Und Platz ist natürlich mehr als reichlich.
Da wo kein Leder ist, setzen die Designer auf Carbon-Furniere - jedes mit sechs Lackschichten überzogen, 72 Stunden ausgehärtet und sorgsam von Hand poliert. 21 Tage dauere das, erklärt Rolls-Royce und alle 23 Carbonteile im Fahrzeug würden anschließend von Spezialisten auf gleichmäßige Reflexion geprüft. Ein besonderes Highlight ist der "Starlight Headliner". 1.344 Glasfaserlichter sorgen für die Illusion eines nächtlichen Sternenhimmels. Beim Start des Motors huschen sogar ein knappes Dutzend Sternschnuppen über die Köpfe der vorderen Passagiere hinweg. Klingt kitschig - hat aber real einen hohen Suchtfaktor und ist vor allem bei Fahrten in der Dunkelheit einfach grandios. Der Laderaum fällt mit einem Fassungsvermögen von 526 bis 1.930 Liter angesichts der sonstigen Dimensionen des Cullinan groß, aber nicht gerade üppig aus. Aber er kann im Luxussegment mithalten. Bentleys Bentayga etwa ist mit 427 bis 1.770 Liter deutlich kleiner. Cadillacs Escalade dagegen schluckt 1.113 bis 3.424 Liter. Dafür bietet der Cullinan gegen rund 14.000 Euro Aufpreis ein ganz besonderes Gimmick fürs Heck: Auf Knopfdruck lassen sich zwei Ledersitze und ein kleiner Tisch ausfahren - perfekt für Picknick und Polo.
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- Geschrieben von jürgen-wolff
- Veröffentlicht: 01. Dezember 2019