Auf den Straßen von Japan ist von den Problemen des elektrischen EQC nicht viel zu merken. Sein Design ist so unauffällig, dass sich auf den Asphaltbahnen der 30-Millionen-Aglomeration Tokio niemand ernsthaft nach dem Bruder des Mercedes GLC umdreht. Von dem Hotel oder an der Ampel gibt es bisweilen kurze Blicke - das war es auch schon, denn der Honda N Box auf der Fahrbahn nebenan oder ein aufgebrezelter Toyota Supra macht für die Japaner eben mehr her, als ein Mittelklasse-SUV, der etwas mehr sein möchte, als seine Abmessungen vermuten lassen. Ändert nichts daran, dass zumindest die schwarze Scheinwerfermaske im Zorro-Stil bei dem ein oder anderen augenscheinlich gut ankommt und Handykameras gezückt werden.
Dezent rekuperiert
Im Fahrbetrieb schlägt sich das Elektromobil aus deutscher Produktion prächtig. Der Antritt des 300 kW / 408 PS starken EQC ist auch Dank 760 Nm maximalem Drehmoment imposant und problemlos schwimmt man zu der frühen Morgenstunde im vollen Tokio-Verkehr mit. Es geht über die Stadtautobahn 357 Richtung Süden ehe einen die 409 mit der kilometerlangen Brücke unter der Tokio Bay Richtung Kisarazu führt. Die Autobahngebühren werden an den Bezahlstationen derweil automatisch über einen Transponder abgebucht. Das allzu restriktive japanische Tempolimit von 100 km/h spielt dem 2,5 Tonnen schweren Allradler ebenfalls in die Hände. Auch wenn man es einmal etwas flotter angehen lässt, sind jene Tempi, die den Elektroautos aufgrund von Antrieb und Aerodynamik schwere Kopfschmerzen bereiten, in weiter Ferne. Hier stört sich an den geringen 180-km/h-Maximaltempo niemand. Die Reichweitenanzeige lässt einen mit 319 Kilometern Reststrecke entspannt den Weg zurück Richtung Tokio Tower antreten.
Was gefällt, sind das extrem geringe Geräuschniveau, der bullige Antritt und das lässige Gleiten, das der Mercedes EQC vorbildlich beherrscht. Wird die Straße schlechter, federt die Vorderachse bisweilen etwas ruppig an, doch sonst genießt man die bequemen Lederstühle und die präzise Navigationskarte, deren Ziele sich in Japan bestens per Telefonnummer finden lassen. Die Rekuperationsstärke lässt sich über die Wippen am Lenkrad steuern; muss im gerade einmal fließenden Verkehr aber nicht sein, sondern man lässt es einfach rollen. Wer die stärkste Stufe ansteuert, nutzt das sogenannte One-Pedal-Feeling wie es viele bei einem Elektroauto mögen.
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- Veröffentlicht: 07. November 2019