Ähnlich wie Gerhard Reiff sieht es auch Prof. Dr. Gerald Ruß bei der Hochschule Darmstadt im Bereich Motoren als gefährlich an, allein auf das Thema Elektromobilität zu setzen. Er setzt sich nach seinen Untersuchungen im Bereich Maschinenbau insbesondere für synthetische Kraftstoffe ein, die seiner Ansicht nach seit Jahren keine echte Chance bekommen und auf einen Schlag einen spürbaren Rückgang im Bereich CO2 bringen könnten. Doch während sich Bioethanol in Südamerika und speziell in einem Flächenstaat wie Brasilien einer gigantischen Nachfrage erfreut, tun sich alternative Kraftstoffe in Europa nicht nur in Konkurrenz zu Lebensmittelnutzflächen schwerer denn je. Zuletzt floppte die flächendeckende Akzeptanz des Superkraftstoffs E10.
Auf Seiten der Industrie dreht sich aktuell derweil nahezu alles um das Thema Elektro. Nicht nur Volkswagen als größter Autohersteller der Welt hat längst das Elektrozeitalter ausgerufen. Etablierte Modelle wie der VW Passat oder der neue Golf 8 stehen zumindest in der Außenwirkung nur noch am Rande des Portfolios als Zeichen einer alten Autowelt. Die Zukunft ist nach Aussagen von VW Konzernchef Herbert Diess die elektrische ID-Familie und auch Daimler bekennt sich unter seinem neuen CEO Ola Källenius ebenso zur Elektromobilität wie Porsche unter seinem Lenker Oliver Blume. Verkaufsschlager wie der Porsche Macan Diesel wurden kurzerhand gestrichen und der Nachfolger des aktuellen Mittelklasse-SUV Macan soll sogar nur noch rein elektrisch zu den Kunden rollen. Schwer vorstellbar, dass solch grundlegende Veränderungen nicht mit gigantischen Einschnitten in den Unternehmen und der Arbeitnehmerschaft einhergehen. Auch weil immer größere Teile der Entwicklung zu Zulieferern gegeben werden. Jedoch spielen oftmals nicht die etablierten Zulieferer die wichtigste Rolle, sondern bei Elektroantrieben und Akkus kämpfen sich andere Hersteller - nur selten aus Europa - in der ersten Reihe. Gerade die Akkuhersteller wie Samsung, LG Chem, Panasonic, CATL und Co. können sich vor Nachfrage aus der Autoindustrie nach Batterien und Elektrokomponenten kaum retten. Europäische Zulieferer stehen dabei oftmals nicht einmal in der zweiten Reihe.
Fotos: Bosch
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- Veröffentlicht: 20. Oktober 2019