Demnach stelle der Schritt zur weitreichenden Elektrifizierung selbst einen Branchenriesen wie Hyundai vor große Herausforderungen, um wettbewerbsfähig und profitabel sein zu können. Der koreanische Autobauer hatte im Sommer 2018 einen Beschäftigungsbeirat ins Leben gerufen, um zukünftige Arbeitsanforderungen zu untersuchen. Der Ausschuss setzt sich aus Vertretern der Geschäftsführung und der Arbeitnehmer zusammen. Beide Seiten haben sich kürzlich darauf geeinigt, die Zahl der Beschäftigten in der Produktion bis zum Jahre 2025 um rund 20 Prozent zu senken, obwohl der Bedarf unter Umständen doppelt so hoch werden könnte. Die Angst nach Massenentlassungen betrifft dabei nicht nur die Autohersteller selbst, sondern die so wichtige Industrie der so genannten Tier1- und Tier2-Zulieferer, von denen große Teile der Elektroentwicklungen in der Autoindustrie stammen.
KST-Motorenversuch mit mächtiger Nachfrage
Ein so renommierter Zulieferer wie Continental rechnet in den nächsten Jahren mit 15.000 bis 20.000 Entlassungen. "Mit unserer organisatorischen Neuaufstellung, unserer soliden Bilanzstruktur und unserer Strategie 2030 sind wir auf die kommenden Herausforderungen gut vorbereitet. Wir sehen in dem fundamentalen Technologieumbruch in unseren Industrien vor allem eine beträchtliche Wachstumschance", macht Continental-CEO Dr. Elmar Degenhart gute Miene zum schwierigen Spiel, "wir gehen darüber hinaus mit unserem Strukturprogramm die sich abzeichnende Krise in der Autoindustrie offensiv an und werden wie vor zehn Jahren aus ihr ein weiteres Mal gestärkt hervorgehen." Abgebaut werden soll zunächst an Standorten wie Roding, Limbach, Pisa / Italien und Newport / USA. Auch Bosch-Chef Volkmar Denner hat mit seinem schwäbischen Traditionsunternehmen insbesondere unter der stark sinkenden Dieselnachfrage zu leiden und kann Entlassungen im großen Stil für die kommenden Jahre ebenfalls nicht ausschließen. Auch Bosch, tief bei vielen Autoherstellern verwurzelt, muss sich für die zukünftige Elektromobilität neu aufstellen.
Prof. Dr. Gerhard Reiff, Vorsitzender der Geschäftsführung bei KST Motorenversuch in Bad Dürkheim, kann sich über die Auftragslage dagegen nicht beklagen. "Uns geht es sehr gut, unsere Auftragsbücher sind voll und müssen eher aufpassen, dass wir in den kommenden Jahren nicht zu schnell wachsen." Das Unternehmen mit gerade einmal rund 200 Mitarbeitern hat sich schnell umgestellt, die Zeichen der Zeit erkannt und testet im Alltag nicht nur für die Autoindustrie Motoren und Antriebskomponenten aller Art. Während mancher große Autohersteller nach Dekaden der Verbrennerdynastie gerade einmal eine Handvoll Prüfstände für Elektromotoren hat, sieht das bei KST in der Pfalz ganz anders aus. "Wir haben die Hälfte unserer 80 Prüfstände für Elektrotriebwerke", unterstreicht Gerhard Reiff, "wir sind europäisch ausgelegt, doch arbeiten zum Beispiel auch für Unternehmen aus China. Die sind schon weiter als die Europäer und haben erkannt, dass man nicht alles mit Elektro machen kann und ordern bei uns bereits wieder Tests für Verbrenner."
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- Veröffentlicht: 20. Oktober 2019