Das 5,03 Meter lange Mercedes S 560 Cabriolet ist der potente Cruiser, den man sich auf dem PCH nicht nur in den Morgenstunden wünscht. 345 kW / 469 PS und ein sanft wummerndes Drehmoment von 700 Nm lassen einen mit Blick auf die beiden 12,3-Zoll-Displays am neu gestalteten Steuer träumen. Die Abstimmung der beiden Turbolader ist dabei perfekt und so schiebt der leicht übergewichtige Viersitzer nicht erst ab 2.000 Touren brutal an, ohne einem dabei erfolgreich vorgaukeln zu können, deutlich mehr Brennraum als die zur Verfügung gestellten vier Liter zu haben. Besser als ehemals schlägt sich die neunstufige Getriebeautomatik, die problemlos im Hintergrund ihren Dienst verrichtet, um den Fahrer dieser Welt entrücken zu lassen.
Perfekte Vorstellung - fast
Dass der Normverbrauch mit seinen 8,7 Litern Super auf 100 Kilometern weit weniger verspricht, als das doppelt aufgeladene Hightech-Triebwerk mit der Zylinderabschaltung hinterher in bare Münze umsetzen kann, trübt keinesfalls diesen perfekten Gesamteindruck. Natürlich wird der offene Mercedes sinnfrei vom 250-km/h-Begrenzer abgeregelt und selbstverständlich knackt der offene Koloss, der so gerne eine Straßenyacht sein möchte, die 100-km/h-Marke in deutlich unter fünf Sekunden. Wenn man etwas vermisst, dann ist es die Allradversion, die beim Cabrio allein dem 63er AMG vorbehalten bleibt.
Wenn man sich ein offenes Luxusgefährt sucht, vielleicht nicht immer allein unterwegs ist und eine geradezu perfekte Symbiose aus Sonnenterasse und Nobelcoupé finden will, fällt es schwer, sich nicht in das Mercedes S-Klasse Cabrio zu vergucken. Der Perfektionsgrad ist beängstigend, denn nicht nur der Innenraum ist spektakulär verarbeitet. Das Geräuschniveau im Innenraum bleibt unabhängig vom Tempo flüsterleise, der Kofferraum entscheidet mit seiner automatisierten Laderaumabdeckung selbsttätig, wie viel Gepäck er einladen kann und die Menge des Wischwassers wird Außenbedingungen wie Temperatur und Verschmutzungsgrad angepasst. Hat ein solch perfektes Fahrzeug überhaupt nennenswerte Schwächen? Kaum. Die Sitzposition ist etwas zu hoch, ein paar Kilogramm weniger wären der Fahrdynamik allemal zuträglich und über die beiden Windschotts kann man nur den Kopf schütteln. Das erste Windschott lässt sich hinter die beiden Frontsitze manuell einsetzen. Eine schöne Entwicklung in den 80er und 90er Jahren; doch solch ein System hat in einem 150.000-Euro-Auto der Neuzeit rein gar nichts zu suchen. So etwas muss auf Knopfdruck funktionieren.
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- Veröffentlicht: 03. Dezember 2017