Die Modellpflege für die Mercedes S-Klasse im vergangenen Frühjahr war dünner als dünn. Und auch bei der Auffrischung von Cabriolet und Coupé sieht es nicht viel inhaltsreicher aus. Doch so oder so ist es schwer, sich nicht in die offene S-Klasse zu verlieben.
Ausflugsdampfer
Die Modellpflege für die Mercedes S-Klasse im vergangenen Frühjahr war dünner als dünn. Und auch bei der Auffrischung von Cabriolet und Coupé sieht es nicht viel inhaltsreicher aus. Doch so oder so ist es schwer, sich nicht in die offene S-Klasse zu verlieben.
Morgens um kurz nach sechs Uhr auf dem Pacific Coast Highway, den hier nur alle PCH nennen, Richtung Süden. Der Verkehr in den dauerwuchernden Ballungsraum von Los Angeles ist um diese Zeit noch angenehm zurückhaltend und im Radio läuft auf Kanal 71 leise Siriusly Sinatra, wo Tag ein Tag aus die Evergreens der amerikanischen Musiklegende dudeln. Vom Pazifik weht es von Westen frisch herüber an die seichten Hügelketten, die die Ausläufer von Malibu bilden. Gleißend helle LED-Spots zaubern ein geradezu mystisches Licht auf Fahrbahn und Umgebung. Ein perfekteres Auto an diesem Morgen als ein Mercedes S 560 Cabriolet? Fraglos schwer zu finden. Mercedes ist sich sicher, mit der S-Klasse die beste Luxuslimousine der Welt zu produzieren - anders lässt sich die betont dünne Modellüberarbeitung kaum erklären. Gutes besser machen wäre hier eher untertrieben, denn die S-Klasse ist der Maßstab eines ganzen Segments, wenn nicht für große Teile der Autoindustrie.
Schwer und stark
Da machen die Karosserieableger von Coupé und Cabrio keinen Unterschied zur Limousine, die auf einigen Märkten längst vom moderneren 7er BMW in die Mangel genommen wird. Bei Coupé und Cabrio ist die Welt dagegen noch in Ordnung. Hier misst sich der offenen Sternenkrieger nicht mit BMW 7er, Audi A8, Lexus LS oder Cadillac CT6. Hier wähnt man sich nicht zu Unrecht im Kreise von Bentley Continental oder Rolls Royce Ghost / Dawn, die ähnliches jedoch für deutlich mehr Geld bieten. Die offene S-Klasse ist in der Liga der besten Cabrios der Welt ein wahres Schnäppchen - wer hätte das gedacht? Der prächtig motorisierte S 560 kostet mit zu erwartenden 140.000 Euro deutlich weniger als die erlauchte Konkurrenz und lässt einen kaum ernsthaft von den beiden AMG-Versionen mit acht und zwölf Zylindern träumen, die noch bessere Fahrleistungen und etwas mehr Sportlichkeit bringen. Eine Sportlichkeit, die die offene S-Klasse zwar bieten kann, aber nicht sollte. Denn der fast 2,2 Tonnen schwere Ausflugsdampfer lässt ich Sachen Fahrkomfort keinerlei Wünsche offen. Er kann längst auch fahrdynamisch glänzen, doch ein echter Sportler fährt sich eben anders und wirklich perfekt arbeitet insbesondere der Komfortmodus. Wenn es wirklich ambitioniert sein soll, hat auch Mercedes bessere Eisen im Feuer. Die Lenkung ist für den forschen Galopp eine Spur zu indirekt; passt jedoch perfekt zur exzellentem Abstimmung von Federn und Dämpfern, denn der 560er schwebt über alle nur erdenkliche Unebenheiten im Asphalt hinweg.
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- Veröffentlicht: 03. Dezember 2017