Beim Drücken des Startknopfs an einem frühherbstlichen Morgen meldet sich der Diesel deutlich vernehmbar zu Wort. Sobald das Triebwerk einmal warmgelaufen ist, verhält er sich etwas zurückhaltender, dann übernehmen die Abrollgeräusche der 19-Zöller das akustische Kommando. Dass 110 kW / 150 PS bei einem Vehikel, das gut 1.7 Tonnen wiegt, keine Mammutbäume ausreist und stolz hochaufgerichtet über Asphalt rollt, ist klar. Vor allem im Stadtverkehr und beim Mitschwimmen auf der Autobahn erledigt der Tiguan seine Aufgabe unaufgeregt und souverän. Das reicht für die Mehrzahl der Fahrten. Zumal das SUV in der Basis-Konfiguration und den adaptiven Dämpfern komfortabel ausgelegt ist und Bodenunebenheiten souverän wegbügelt. Vor allem für Fahrer, die Langstrecken absolvieren sind die 1.045 Euro, die VW für dir adaptiven Dämpfer aufruft, gut angelegtes Geld.
Viel Platz
Sobald man es etwas forscher angehen lässt, zeigt der hektisch hin- und herspringende Zeiger des Drehzahlmessers, dass das Triebwerk sein Bestes gibt, das SUV mit Schmackes nach vorne zu wuchten. Der Sprint auf 100 km/h dauert mehr als zehn Sekunden, was sich auf der Straße länger anfühlt. Nach einer Weile ertappt man sich, dass man den Schaltzeitpunkt mit dem Wippen selbst bestimmt. Der Dreh am Fahrerlebnisschalter und die Einstellung "Sport" hauchen dem Paket mehr Leben ein. Allerdings reagieren dann auch die Stoßdämpfer einen Schuss unwirscher und der Motor gibt unter hörbarem Knurren alles. Deswegen ist es ratsam im "Individual Modus", das Fahrwerk kommoder einzustellen oder man entschleunigt sich, wählt den "Eco-Modus" und genießt das Segeln, bei dem der Motor vom Antriebsstrang abgekoppelt wird, sobald man vom Gas geht. Beim Test, bei dem wir alle Modi durchprobiert haben, spuckte der Bordcomputer am Ende einen Durchschnittsverbrauch von 7,1 Litern pro 100 Kilometer aus. Deutlich mehr als die angegebenen 4,9 l/100 km. Die Athletik ist ohnehin nicht die Kernkompetenz die Tiguan. In den entspannten Fahrmodi wankt das SUB in schnellen Kurven merklich. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Allradantrieb mit Haldex-5-Kupplung für viel Traktion sorgt, die sich erst beim Annähern an den Grenzbereich in Untersteuern verwandelt.
Wie schaut es eigentlich beim Platz aus? Kleine Zahl, große Wirkung - das ist das Motto beim Innenraum. Drei Zentimeter mehr Fußraum als beim Vorgänger wirken sich als Fond-Passagier geradezu fürstlich aus, vor allem bei weiteren Strecken. Wenn das Gepäck nicht allzu üppig ist, kann man die beiden äußeren Sitze um 18 Zentimeter nach hinten verschieben, da kommt in der zweiten Reihe fast schon Business Class Feeling auf. Zwei Klapptische helfen beim Ordnung halten und die ausklappbaren Becherhalter an der Außenseite sind praktisch. Dass allerdings in der Mittelkonsole des Fonds sich nur ein USB-Anschluss befindet, kann bei Vollbesetzung zu Zankereien führen. Der Kofferraum hat ein Volumen von 615 bis 1.655 Litern. Da passt jede Menge rein, zumal sich der Beifahrersitz auch noch nach vorne umklappen lässt. Dass die Ladefläche bei umgelegten Rückbanklehnen leicht ansteigt, stört beim Beladen nicht wirklich.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 15. Oktober 2016