Mit viel Platz sind mindestens 2.300 Liter Gepäckraum gemeint. Wird die Rückbank umgeklappt, kommen nochmals 800 Liter hinzu. Das Besondere ist aber noch nicht einmal das pure Volumen, sondern die Tatsache, dass mit einem Einkaufswagen sogar ein Stückchen in den Kofferraum hineingefahren werden kann. Zu verdanken haben es seine Besitzer der mit 52 Zentimeter sehr niedrig ausgefallenen Ladekante. Gleichzeitig bietet die sehr gewaltige und nach hinten sehr viel Platz zum Aufschwingen benötigende Heckklappe einem 1,90 Meter-Menschen stehend Unterschlupf. Bei Regen eine geradezu perfekte Konstellation. Der Innenraum ist spartanisch, oder wie ein Familienvater sagen würde, leicht zu säubern mit viel Plastik und wenig Schnörkel ausgestattet. Ablagefächer, Klapptische und die Möglichkeit drei Sitzerhöhungen nebeneinander auf der Rückbank zu installieren sprechen für ihn. Einzig die wie Schießscharten geschnittenen kleinen Schiebefenster an den beiden, für enge Parksituationen sehr praktischen Schiebetüren sind nicht gerade kinderfreundlich. Interessant ist hingegen, dass diese Türen während der Fahrt gar nicht geschlossen sein müssen. Zumindest gibt es kein darauf hinweisendes Piepen, sollten sie aus Versehen oder mit purer Absicht offen gelassen worden sein.
Aldi Süd macht es vor
Ist der Nissan e-NV200 Evalia erstmal beladen, verhält er sich auf der Straße wie ein typischer Stromer. Bei volldurchgedrücktem Strompedal sorgen 254 Newtonmeter ohne Verzögerung für eine flotte Beschleunigung. Dabei wird leider auch direkt klar, dass die 15 Zöller an der Vorderachse für derlei Aktionen nicht wirklich erdacht sind. Wird auch nur eine leichte Kurve bei gleichzeitig starkem Beschleunigen gefahren, geht es über die durchdrehenden Vorderräder gen Seitenstreifen. Für 109 PS nicht schlecht, denkt sich der Pro-Stromer. Elektroauto unerfahrene Passagiere kommen zudem aus dem Staunen nicht mehr heraus, soviel sei versprochen. Wer den rechts unterhalb der Lenksäule positionieren Knopf zur Deaktivierung der akustischen Warngeräusche drückt, hat nicht nur beim Rückwärtsfahren kein Eismann-Klingeln, sondern auch beim langsamen Vorwärtsfahren auch nicht mehr das UFO-ähnliche Summen im Ohr. Was er so schnell nicht aus seinem Kopf verbannen kann, ist die Tatsache, dass die mit 170 Kilometern angegebene Reichweite bei 100 Prozent vollgeladener 24 kW-Lithium-Ionen-Batterie niemals zu erreichen sein wird. Werden bei einem realen Fahrverhalten, sprich bei Nutzung von Autobahn, Landstraße und im Stadtverkehr 120 Kilometer erreicht, ist dies schon ein Grund zu feiern. Vor allem die Fahrt auf der Autobahn wird zu einem regelrechten inneren Kampf und weckt ungeahnte Züge in einem. Tempolimits, je niedriger sie ausfallen umso besser, werden dankend zur Kenntnis genommen und strikt eingehalten. Jedes weitere kmh schmälert die Reichweite um ein Vielfaches. Na gut, die mit 123 Kilometer pro Stunde angegebene Höchstgeschwindigkeit lässt sich laut digitalem Tacho um satte 13 km/h toppen. Aber das macht jeder Nissan-Fahrer nur ein einziges Mal. Zu hoch ist der Kilometerpreis. Da fragt sich der Kunde natürlich völlig zurecht: "Warum zahle ich eigentlich mindestens 86,87 Euro pro Monat für die Batteriemiete, wenn die doch nur so wenig Kapazität hat?" Er kann froh sein, dass er nur so wenig zahlt. Wer sich für eine Laufzeit von zwölf Monaten und eine jährliche Laufleistung von 25.000 Kilometer entscheidet, wird mit 149,49 Euro zur Kassen gebeten - monatlich versteht sich. Versteckte Kosten, die den Elektro-Bulli teurer denn je machen, denn dafür ließe sich einiges an fossilem Kraftstoff tanken.
Wird der Strom also mal wieder knapp, gibt es verschiedene Möglichkeiten sich welchen zu beschaffen. Beim Nissan e-NV200 Evalia wären das derer drei. Über die haushaltsübliche Steckdose innerhalb von zehn Stunden. Pro zehn Prozent-Ladegewinn darf hier demnach mit einer Ladestunde gerechnet werden. Per Wallbox zuhause oder an der Ladesäule an der Straße in der Hälfte der Zeit oder per Schnelllader namens CHAdeMO, dem Akronym von Charge de Move, einer Ableitung von Charge for moving. Einem Gerücht zufolge soll CHAdeMO eine Ableitung vom japanischen Satz O cha demo ikaga desuka - was mit "Wie wäre es mit einer Tasse Tee?" zu übersetzen wäre. Der Name weißt demnach schon auf die Tatsache hin, dass in nur einer halben Stunde, also einer Teepause, die Batterie bis zu 80 Prozent wieder aufgeladen werden kann. Danach ist zum Schutze der Batterie aber auch Schluss. Der Discounter Aldi Süd hat einige seiner Filialen mit solch einer Ladestation ausgestattet. Und da nahezu kein Familieneinkauf in weniger als 30 Minuten zu schaffen ist, wirkt dies nicht nur perfekt. Es ist perfekt. Was diese Perfektion abrundet, ist die Tatsache, dass der zur Ladestation dazugehörige Parkplatz blau markiert und für Verbrennungsfahrzeuge gesperrt ist. Und genau da liegt das Problem der öffentlich zugänglichen Ladesäulen. "Bisher war es Kommunen wie Essen oder auch Dortmund noch nicht erlaubt, Ladepunkte mit Park- oder Halteverboten für Verbrenner auszuweisen. Für uns ist das doppelt unerfreulich. Unsere Kunden sind unzufrieden und beschweren sich bei der Kommune und bei uns. Gleichzeitig können wir hier keinen Umsatz aufgrund von Verbrennern verbuchen, der jedoch zur Amortisation der Säulen eingeplant ist", erklärt mit Harald Fletcher der Leiter Kommunikation RWE Effizienz. Und weiter: "Erst mit dem neuen Gesetz für Elektromobilität ist Kommunen erlaubt, Parkplätze für Emobilität gezielt auszuweisen. Wir begrüßen das selbstverständlich."
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 10. August 2016