Nachdem ein Fahrer sein Zielfahrzeug besetzt hat, kann er es auch sogleich starten. Die Schlüssel liegen bereits im Fahrzeug. Ein Zustand, der sich, solange sich das Auto im Hafengebiet befindet, nicht ändern wird. Als nächstes steht für die stählernen Neuankömmlinge eine genaue Untersuchung auf dem Plan. Bei der Pre Delivery Inspection, kurz PDI, wird jedes Fahrzeug von allen Seiten begutachtet. Selbst kleinste, für den Laien kaum oder gar nicht wahrnehmbare Schäden werden hier genauestens protokolliert und ausgebessert. "Die Transportschadensquote liegt bei unter zwei Prozent. Aber: Wir haben hier in Bremerhaven eine der größten Autowerkstätten der Welt", schwärmt Ivo Thamm von der BLG Autoterminal Bremerhaven GmbH und Co. KG. Wer jetzt glaubt, dass diese nur für eventuell auftauchende Transportschäden verantwortlich sind, liegt falsch, wie es am Beispiel des Sondermodells Suzuki Jimny Ranger gut nachzuvollziehen ist. "Allein im vergangenen Jahr sind 4.059 Jimny aus Japan in Bremerhaven eingetroffen. Knapp die Hälfte von ihnen wurde von unseren Kunden in ganz Europa als Sondermodell Ranger geordert. Den Umbau vom Serien-Jimny zum Sondermodell machen wir hier. Soll heißen: Aufkleber dran, Trenngitter rein, neue Laderaumauskleidung installieren und die Anhängerkupplung montieren", sagt Jens Baron, Qualitätskoordinator von Suzuki. Doch nicht nur Suzuki, sondern jede andere Marke bekommt hier ihren Feinschliff. "Das geht bei der sehr genauen PDI los und endet auf dem Lkw. Wir nehmen alle technischen Umrüstungen entsprechend den Zulassungsbedingungen in den jeweiligen Bestimmungsländern an den Fahrzeugen vor, die der Kunde wünscht. Ob Sonnendach, Navigationssystem, Klimaanlage, Ledersitze, Sportfelgen oder Anhängerkupplungen - wir können und machen nahezu alles", schwärmt Frank Berger, der Chef des Qualitätsmanagements der BLG.
Stillstand ist Rückschritt
Selbst eine eigene Lackiererei hat die BLG auf ihrem gewaltigen Gelände errichtet. Vom kleinen Transportschaden bis hin zur Komplett-Restaurierung ist hier alles möglich. Mithilfe unzähliger Datensätze und eines Mischcomputers lässt sich jeder Originalfarbton nachmischen. Damit dieses Team auch ständig volle Hallen hat, dafür sorgen schon fast allein die amerikanischen Hersteller. Die Lacke aus den USA seien zwar gut, heißt es in Bremerhaven. Die Verarbeitung hingegen nicht. Soll heißen, dass von 100 importierten US-Fahrzeugen knapp zehn zur Nachbesserung müssen. Damit während der kurzen Zeit, die die Fahrzeuge nach ihrer Ankunft auf einem der 95.000 Stellplätze verbringen, nicht noch ein Hagelschaden hinzukommt, kann die Hälfte von ihnen in den Regale genannten Parkhäusern stehen. Das letzte der insgesamt acht Regale ist erst vor rund einem halben Jahr fertig gestellt worden.
"Wir haben auf dem Autoterminal ein weiteres Regal mit mehr als 7.000 Stellplätzen gebaut. Eine Investition von 20 Millionen Euro, die der deutschen Automobilindustrie signalisiert hat, dass Bremerhaven sich für die Zukunft rüstet, dass die 2,3 Millionen Fahrzeuge, die wir dort im Jahr 2015 umgeschlagen haben, noch zu steigern sind, wenn es denn der Markt verlangt", erklärt der Vorstandsvorsitzende der BLG-Gruppe Frank Dreeke. Neben den acht Regalen bietet aber auch noch die Mitsubishi-Halle mehr als 4.000 Fahrzeugen ein sicheres Dach über den Dächern. Dass aktuell in genau dieser vollbesetzten Halle ausschließlich Sportwagen aus Zuffenhausen stehen, lässt einen ungefähren Eindruck über die in Bremerhaven geparkten Werte erahnen. Sind alle Umbauten abgeschlossen, kann das Fahrzeug seine vorerst letzte Reise zum Händler antreten. Ob per Autozug oder Lkw spielt hier in Bremerhaven keine Rolle. Die meisten Kunden können es kaum erwarten, selbst am Steuer zu sitzen.
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- Veröffentlicht: 20. Juli 2016