Vorbei sind die Zeiten, in denen es den Mitsubishi Pajero auch mit kraftvollen V6-Benzinern gab - leider. Hierzulande hat der Kunde keine Wahl - egal, ob er sich für den 4,90 Meter langen Fünftürer oder die nutzfahrzeuggeneigte Variante mit kurzem Radstand und nur drei Einstiegen entscheidet. Der 3,2 Liter große Vierzylinder leistet 140 kW / 190 PS und stattliches Drehmoment von 441 Nm bei 2.000 U/min. Während die Konkurrenz in dieser Liga auf deutlich laufruhigere sechs oder gar acht Brennkammern setzt, ist der Commonrail-Vierzylinder mit seiner Euro6-Einstufung zwar modern, aber rauh und etwas grobschlächtig. Nicht, dass seine Fahrleistungen mit 0 auf 100 km/h in elf Sekunden oder eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h unzureichend wären, doch wer auf den edlen, aber recht konturlosen und zu hoch positionierten Ledersitzen der Topversion Platz genommen hat, wünscht sich nicht nur beim Kaltstart eine bessere Motordämmung und zwei Brennkammern mehr. Der mit 3,2 Litern Hubraum ungewöhnlich große Vierzylinder würde deutlich besser in ein reines Nutzfahrzeug passen, denn auch wenn die Laufruhe des Triebwerks im Laufe der vergangenen Jahre besser geworden ist, sollte man in dieser Liga mehr Souveränität und eine weichere Kraftentfaltung bieten.
Rustikales, aber komfortables Paket
Dabei ist es nicht das rau laufende Vierzylinder allein, der ein paar Jahre zu spät in einem Auto verbaut ist. Im Fahrbetrieb wird schnell deutlich, dass auch die Fünfgang-Automatik ihre besten Einsatzzeiten schon ein paar Jahre überschritten hat. Eine modernere Getriebeautomatik mit sechs oder acht Stufen täte sich im Fahrbetrieb auf oder abseits fester Untergründe deutlich leichter, die Schwächen des Motors auszugleichen. Doch fehlt gerade in mittleren und höheren Tempi schon einmal ein Gang, um schnell oder effizient zwischenzuspurten. Daran ändern auch 190 PS und 441 Nm maximales Drehmoment nicht viel, denn auch hier ist man gerade in der Liga kraftvoller Dieseltriebwerke mit deutlich mehr Leistung unterwegs. Ein Leergewicht von 2,4 Tonnen will eben auch bewegt werden. Der Normverbrauch von 9,3 Litern Diesel wurde im Praxistest mit 11,5 Litern in einem akzeptablen Rahmen übertroffen. Viel weniger ist von einem solchen Koloss nicht zu erwarten.
Das ändert jedoch nichts daran, dass der Pajero im Alltagsbetrieb ebenso gefällt wie seine Vorgängergenerationen. Die Lenkung ist präzise und die rustikale Federung mit Einzelradaufhängung an Doppel-Dreieckslenkern inklusiv Schraubenfedern vorn und einer Mehrlenker-Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern hinten zeigt sich alles andere als unkomfortabel. Der Pajero macht eben kein Hehl daraus, dass er ein echter Geländewagen ist, der mehr kann, als über einen seichten Feldweg zu hoppeln. Der hohe Schwerpunkt macht sich bei flotter Gangart dabei weniger unangenehm bemerkbar, als erwartet. Die breite Spur und die serienmäßigen 18-Zöller sorgen gerade in Kurven für einen vergleichsweise soliden Stand und keine Überraschungen im Grenzbereich.
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- Veröffentlicht: 01. Juli 2016