Die Zeiten, in denen die Franzosen noch echte Luxusmodelle kreierten, sind lange vorbei. Nicht nur Peugeot und Citroen haben sich aus der Nobelliga längst verabschiedet, sondern auch Renault. Der letzte und bisher spektakulärste Versuch war vor 20 Jahren der Renault Vel Satis.
König von Frankreich
Die Zeiten, in denen die Franzosen noch echte Luxusmodelle kreierten, sind lange vorbei. Nicht nur Peugeot und Citroen haben sich aus der Nobelliga längst verabschiedet, sondern auch Renault. Der letzte und bisher spektakulärste Versuch war vor 20 Jahren der Renault Vel Satis.
Der Renault Vel Satis war dabei kaum weniger spektakulär als der nahezu zeitgleich vorgestellte Avantime aus gleichem Hause. Beide Modelle patzten insbesondere wegen ihres allzu polarisierenden Designs, doch auch bei der Technik haperte es bisweilen. Als ob der Vel Satis mit seinen vertikalen Xenonleuchten nicht bereits von vorn ungewöhnlich genug dreingeschaut hätte - an Seitenlinie und Heck lief es vielen potenziellen Kunden nur kalt den Rücken herunter. Wilde Kanten und mutige Schnitte - die Karosserie des Vel Satis hatte nichts von dem, was die internationale Konkurrenz in der Oberklasse mit ihren Luxuslimousinen anbot. Die große und insbesondere hohe Fahrgastzelle sorgte im Innenraum auch Dank des 2,84 Meter langen Radstandes für eine angenehme Atmosphäre auf langen Fahrten, doch das kurze Stummelheck mit der kanzelartigen Heckklappe war alles andere als massentauglich. Mit diesen Proportionen ließ sich kaum ein Kunde der bekannten Luxus- und Premiumhersteller zu Renault herüberholen - auch weil die Sechszylinder der Konkurrenz nicht nur bei den Fahrleistungen hinterherfuhren. Da half auch der deutsche Verkaufsslogan - "Statusumdenken" - nichts.
Luxusmodell der anderen Art
Die starke Seite des 4,86 Meter langen Renault Vel Satis war nicht das spektakuläre Äußere, sondern der ebenso luxuriöse wie wohnliche Innenraum. Die Sitze vorn waren eher Lümmel-Lounge-Sessel denn eine gewöhnliche automobile Bestuhlung. Auf den Sesseln ließ es sich auch ohne nennenswerten Seitenhalt allzu vortrefflich reisen. Auf den Seitenhalt konnte man dabei getrost verzichten, denn der Vel Satis ein nicht nur ein lässiger Cruiser, sondern vielmehr eine coole Sänfte, ohne sportliche Ambitionen. Jedoch gab es ausreichend Leistung, um entspannt von A als Ziel seiner Träume zu kommen. Neben den knautschweichen Sesseln gab es ein üppiges Platzangebot, Dreizonen-Klimaautomatik, Navigationssystem, beheizte Ledersitze und einen schlüssellosen Zugang nebst Chipkarte, der bei der Premiere des Fahrzeugs auf dem Genfer Salon im März 2001 keinesfalls selbstverständlich war. Die ebenso direkte wie leichtgängige Lenkung war typisch französisch und der Entwicklungsaufwand für die patentierte Trigon-Hinterachse für maximalen Reisekomfort groß.
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- Veröffentlicht: 22. Dezember 2021