Bald jährt sich das Erscheinen des Mercedes 190 zum 40. Mal. Anlässlich des Jubiläums schauen wir uns die Entwicklungsgeschichte des Baby-Benz genau an und enthüllen, welche Prototypen es nie auf die Straße geschafft haben. Darunter waren ein Cabrio und ein Elektromobil.
Kulturschock
Bald jährt sich das Erscheinen des Mercedes 190 zum 40. Mal. Anlässlich des Jubiläums schauen wir uns die Entwicklungsgeschichte des Baby-Benz genau an und enthüllen, welche Prototypen es nie auf die Straße geschafft haben. Darunter waren ein Cabrio und ein Elektromobil.
Heute wäre der Tarnname des neuen Autos richtig cool. "Ushido". Klingt wie ein Rapper und käme bei den jüngeren Menschen sicher gut an. Doch Anfang der 1970er-Jahre war man von solchen Ideen weit entfernt. Zumal es nicht um ein japanisches Auto, sondern ein Produkt aus der deutschen Luxus-Automobilschmiede schlechthin handelte: Mercedes-Benz. Das Fahrzeug, um das es ging, war eine Kompaktlimousine, mit der die Schwaben vor allem den BMW 3er aufs Korn nehmen wollten. Und das, nachdem die Sternen-Strategen Mitte der 1960er-Jahre beschlossen hatten, nur noch bei den größeren Autos den Rahm abzuschöpfen.
Aufwendiges Fahrwerk
Doch die Ölkrise zwang die Alemannen zum Umdenken. Jetzt sollte es doch eine Kompaktlimousine mit dem prestigeträchtigen Stern auf der Motorhaube sein. Schon 1974 wurde das Lastenheft festgelegt. Das neue Auto musste ein typischer Mercedes sein und vor allem bei der Sicherheit durften keinesfalls Abstriche gemacht werden. Ein Billig-Benz wäre fatal für das Image gewesen. Denn der kompakte Mercedes sollte auch jüngere Autofahrer und solche, die über keinen dicken Geldbeutel verfügten, an die Edelmarke heranführen. Diese Positionierung war entscheidend. Schließlich dominierte Ford mit dem Sierra das Segment der Kompaktlimousinen und mit einem Volumenhersteller wollte sich Mercedes dann doch nicht einlassen. Intern war das Projekt des Volks-Mercedes ohnehin umstritten. So ein unprätentiöses musste für die luxusgewöhnte Klientel ein Kulturschock sein.
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 15. November 2021