In diesem wenig verheißungsvollen Ambiente zieht Porsche den letzten Trumpf. Das Auto, dass den Sportwagenbauer vor dem Untergang bewahren soll. Ein hellsilberner Prototyp eines zweisitzigen Mittelmotorsportwagens steht schräg auf dem Messestand, umrahmt von Tischen, auf denen die Besucher verköstigt werden. Der damalige frisch ernannte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Chefdesigner Harm Lagaay beschworen die Rückkehr zu den Wurzeln der Marke. Zum "James Dean 550 Spyder" oder den Rennsportwagen 718 RS 60 Spyder. Deswegen also Detroit. Die US-Retro-Kur trifft in voll ins Schwarze, die Amerikaner überschlagen sich fast vor Begeisterung und die Aussage: "Please built this car" (Bitte baut dieses Auto) wird zum geflügelten Schlagwort der Messe. Wendelin Wiedeking nimmt diesen Ball auf und gibt ihn an sein Team weiter. "Jetzt bauen wir den so", erinnert sich Harm Lagaay und fährt führt "Dieser Wagen war die Initialzündung."
Premiere auf dem Genfer Autosalon
Wiedeking hatte alles auf die Karte Roadster gesetzt und dafür die Entwicklung der Sport-Limousine Porsche 989 eingestellt. Zweigleisig fahren war nicht drin. Der Roadster musste ein Erfolg werden, sonst würde es duster am Porscheplatz 1 in Zuffenhausen. Der Boxster war der erhoffte Royal Flush und traf genau den Zeitgeist: Die Autofahrer sehnten sich förmlich nach den kleinen wendigen Fahrzeugen, die Fahrspaß versprachen und dieses Versprechen auch einhielten. Der Auslöser war der Mazda MX-5, der BMW Z3, der Mercedes SLK und eben der Porsche Boxster folgten.
Drei Jahre später auf dem Genfer Automobilsalon war es so weit. Die Serienversion des Porsche Boxster mit der internen Bezeichnung 986 strahlte im Scheinwerferlicht unweit des mondänen Lac Lemans. Äußerlich war der 4,32 Meter lange und 1,29 Meter flache Zweisitzer fast identisch mit dem Detroit-Prototypen. Die Front musste umgestaltet werden, um das Auto auf die Plattform des Porsche 911 (996) zu stellen und anders als bei der Studie schützten Metallbügel hinter den Sitzen die Häupter der Insassen bei einem Überschlag. Im Innenraum fehlten ebenfalls ein paar feine Details. Statt der Lüftungsventilatoren mit Miniatur-Schiffschrauben hinter Metallgittern wurde der Fahrer im Innenraum von schnödem Plastik empfangen. Angeblich aus Sicherheitsgründen, weil sich lange Haare darin hätten verfangen können.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 30. März 2021