Per Knopfdruck nehmen die acht Töpfe dumpf grollend ihre Arbeit auf. Sanft ruckt die britische Powerflunder an. In der Stadt helfen die fehlenden Dachstreben und die beiden Außenspiegel, die Umgebung im Blick zu behalten. Der reinrassige Roadster ist erstaunlich komfortabel und lässt sich auch durch Bremsschweller nicht aus der Ruhe bringen. Mit zwei Wippschaltern neben dem Cockpit stellt man den Elva scharf - rechts den Antriebsstrang und links die Traktion beziehungsweise die Regelsysteme. Zur Auswahl stehen Comfort, Sport und Track. Der Spaß beginnt schon im Sport-Fahrprogramm. Zumal das Röcheln, Saugen und Schlürfen des Achtenders fast ungefiltert auf den Fahrer einprügelt. Ausgeatmet wird durch vier Nüstern, die in Dreiecksform angeordnet sind: zwei oben und zwei unten.
Stramme Brise
Die Akustikpeitsche schnalzt so inbrünstig und der Elva klebt so unerschütterlich auf der Straße, dass der Drang des rechten Fußes in einem Sturmlauf mündet. Jede Kurve ist ein Geschenk und jeder Spurt zwischen den Kehren nur die Ouvertüre zur nächsten Carving-Einlage. Die elektrohydraulische Lenkung macht ihren Ruf als kommunikationsfreudiger Fahrstatusvermittler alle Ehre. Der Agilitätsdreiklang bestehend aus Einlenken, Winkel halten und progressiv aus der Ecke herausbeschleunigen, geht intuitiv und fast mühelos von Hand und Fuß. Das freundlich schiebende Heck ist Teil des Gesamtkunstwerks Elva und unterstützt die Richtungsänderungen wohlwollend, ohne dem Fahrer den Schweiß auf die Stirn zu treiben.
Der würde eh schnell trocknen, weil das Haupt stramm im Wind steht. Wer die Elemente ungefiltert spüren will, kann das beim McLaren haben. Vor alle anderen haben die britischen Ingenieure einen speziellen Schutzschild ersonnen. Zwischen 40 km/h und 200 km/h erhebt sich die Aeroschranke auf der Motorhaube und beruhigt die stürmischen Luftwirbel etwas. Das System erinnert an den Windabweiser des Mercedes E-Klasse Cabrios, das schnell den Spitznamen Rentnerplanke weghatte. Die Technik im Elva ist ausgetüftelter: Die Nase des Boliden sammelt Luft ein, beschleunigt diese mittels Kanäle und drückt sie nach dem Schutzschild nach oben. Gemeinsam mit der durch die Barriere umgeleitete Strömung, entsteht so eine Luftblase über dem Cockpit. Der Kniff erfüllt seinen Zweck, ab 120 km/h freut man sich über die Aerodynamikhilfe. Es kommt ohnehin noch genug im Gesicht an. Jenseits der 200 km/h verabschiedet sich das Schutzschild, auch um das Achtzylinder-Kraftwerk zu kühlen, wenn es zur Sache geht.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 10. Februar 2021