Egal ob Kleinwagen oder Luxusmodell - scheinbar jeder steht mittlerweile auf einen SUV. Das macht nicht nur den klassischen Limousinen das Leben schwer, sondern insbesondere auch den Schrägheckmodellen und Coupés, deren Bedeutung in den vergangenen Jahren trotz viertüriger Designeskapaden immer kleiner wurde. Ohnehin nur auf einigen wenigen Märkten gefragt sind Kombis und Caravans. Sie erfreuen sich in Ländern wie England, Deutschland, Schweiz, Österreich und Italien einer nach wie vor nennenswerten Beliebtheit; sind in den USA jedoch von wenigen Ausnahmen abgesehen längst von den Straßen verschwunden.
Konkurrenz im eigenen Hause
Da wundert es nicht, dass Volkswagen die US-Version seines Passat hat jüngst auslaufen lassen. Marken-CEO Ralf Brandstetter räumt dem Mittelklassemodell, das anders als die europäische Version noch auf der alten PQ35-Plattform unterwegs war, keine Chance gegen die Massenkonkurrenz der zumeist asiatischen Konzernmarken ein. Wenn die neue Generation des VW Passat - erstmals wieder als Weltmodell - 2023 auf die Märkte kommt, dürfte es für die Limousine vorbei sein. Wurde das Straßenbild in Europa, Asien und Amerika von den 40ers bis in die frühen 2000er-Jahre von Limousinen bestimmt, so sieht dies mittlerweile anders aus. So überrascht es nicht, dass Hersteller in Japan oder den USA nunmehr weitere Modelle vom Markt genommen haben, die einst echte Bestseller waren. Auch in unseren Breiten sucht man einen Ford Granada, einen Fiat 131 oder einen VW Jetta längst vergeblich. Fahrzeuge mit dem einst so charakterstarken Drei-Box-Design tun sich beim Kunden schwerer denn je und es scheint, als könnte der Trend niemals wieder zurückkommen.
Wenn überhaupt lassen sich Limousinen nur noch ertrag- und volumenreich verkaufen, wenn das Markenlogo eines Premiumherstellers auf Motorhaube und Radnaben prangt. Ein Siebener BMW, eine Mercedes E-Klasse oder ein Audi A6 verkaufen sich mit ihrem klassischen Design trotz einer steigenden Zahl von Coupé-Ableitungen gut, aber nicht mehr so exzellent wie einst. Gerade in der Mittelklasse dürften die Limousinen mittelfristig noch weiter unter Druck geraten. Dabei kommt die Gefahr nicht allein von der Konkurrenz oder den übermächtigen Crossovern, sondern nicht zuletzt aus dem eigenen Hause. Ein allemal dynamisch gezeichneter BMW 3er hat mächtig mit dem 4er Gran Coupé zu kämpfen und die Mercedes C-Klasse bekommt seit Jahren Druck von den deutlich moderner wirkenden Versionen des CLA. Die meisten Kundenabgänge gibt es allerdings von den SUV und zahlreicher gewordenen SUV Coupés. Bei Mercedes hat der GLC längst die C-Klasse als meistverkauftes Modell abgelöst und bei VW bekommt der einst unangefochtene Golf kräftigen Wind von Tiguan, T-Roc und T-Cross.
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- Veröffentlicht: 09. Dezember 2020