Noch mehr dürfte für viele potenzielle Kunden ins Gewicht fallen, dass der VW Golf R kaum sportlicher aussieht als ein GTI und gegenüber dem nachgeschärften GTI Clubsport je nach Farbwahl sogar noch etwas abfällt. Hier sollte sich die Volkswagen-Verantwortlichen schleunigst etwas einfallen lassen, denn die R-Ausstattungspakete der normalen Golf-Varianten sehen kaum weniger bissig aus als VW Golf GTI oder eben der Golf R. Das gilt für die Unterscheidung GTI - R innen wie außen. Klar sind beide sportlich, die Schweller amtlich und das Spoilerwerk für die höheren Tempi unverzichtbar - doch der größte Unterschied außen bleibt die vierflutige Abgasanlage, die in der Akrapovič-Version noch etwas schärfer aussieht und je nach angewähltem Fahrprogramm nennenswert besser klingt. Im Innern gibt es jedoch keine Unterschiede, denn wohl konturierte Sportsitze, das griffige Lederlenkrad und animierte Displays sind nahezu identisch. Für die Sportstühle würde man sich durchaus noch verstellbare Seitenwangen und eine ausziehbare Oberschenkelauslage wünschen, doch hier sparen die Wolfsburger.
270 km/h Spitze
Lohnt es nun, den VW Golf R dem allemal sportlichen Golf GTI mit seinen 245-Serien-PS vorzuziehen? Das muss schon angesichts des üppigen Aufgelds fraglos jeder selbst wissen, denn wirklich groß ist der Unterschied durch das identische Triebwerk nicht. Natürlich hat der R oben herum etwas mehr Dampf und Anschub gerade bei höheren Drehzahlen und entsprechenden Geschwindigkeiten. Doch das Problem des Golf R ist der GTI. Der ist aus der Kombination von dem direkt am Gas hängenden Vierzylinder-Turbo, dem prächtig abgestimmten Doppelkupplungsgetriebe und einer soliden Vorderachsquersperre so gut, dass sich die Unterschiede in einem vertretbaren Rahmen halten. Das Fahrwerk ist fein abgestimmt, die Lenkung angenehm direkt ohne den so wichtigen Langstreckenkomfort zu vergessen und das Heck ist bei beiden ungemein agil. Durch den 4x4-Antrieb lässt sich die Dynamik der R-Version speziell in schnellen Kurvenkombinationen nennenswert steigern. Ein Druck auf den R-Taster am Lenkrad und der Rennmodus schaltet direkt scharf. Das elektronisch gesteuerte Fahrwerk ist zwei Zentimeter tiefer als die normalen Versionen und sportlich ambitionierte Fahrer freuen sich über straffere Federn und Dämpfer, die nicht zu hart ihren Dienst verrichten.
Aus dem Stand geht es für den Golf R in guten 4,7 Sekunden auf Tempo 100, was jedoch eher an dem variablen Allradantrieb liegt, der die Motorleistung auf beide Achsen verteilt. Das reduziert die sonst spürbaren Antriebskräfte im Lenkrad des GTI-Fronttrieblers nennenswert und sorgt für ein deutlich besseres Vorankommen bei Eis, Schnee und Regenglätte. Doch das ist auch schon der größte Unterschied zum GTI. Denn nur mit dem optionalen Performance-Paket darf der VW Golf R statt der sonst begrenzten 250 immerhin 270 km/h schnell rennen. Doch ob die frühzeitige Abregelung bisher viele Kunden gestört haben mag? Im Bereich der absoluten Maximalgeschwindigkeiten gibt es ohnehin besseren Fahrzeuge höherer Klassen als einen GTI-Golf.
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- Veröffentlicht: 06. Dezember 2020